Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Was bisher geschehen ist (Zusammenfassung)
Der Milchstein-Nachlaß (Urfassung)
3. Teil
„Eine Taube zu besitzen“, sprach der Mann, „bedeutet, dreimal am Tag Unglück zu haben.“ Eine Begründung dieser Aussage blieb er schuldig. Sein negatives Urteil über Tauben hinderte ihn indes nicht, mich zu tadeln, als ich eine verscheuchte, die, anscheinend von nirgendwo herkommend, sich dreist auf dem Schreibtisch niederließ. Unter solchen Umständen fand ich es nicht passend, die Zettel zu erwähnen. Daher stand ich leise auf und wandte mich den sich auf einem Beistelltisch türmenden Photoalben, Mappen und Aktenordnern zu. „Das ist der Milchstein-Nachlaß!“ rief mir der ältere Herr von seinem Platz aus zu, „den müssen Sie sich ansehen!“ Milchstein! Nun zweifelte ich nicht mehr daran, daß mein Mitbewohner die Zettel bei mir aufgehängt hatte. Trotzdem sagte ich auch jetzt nichts. Es war ein großer Nachlaß, den ich nun zu sichten begann. Er bestand aus Korrespondenzen, Photographien, Rechnungen und Kontoauszügen – sehr imposant. Beim Durchblättern der Photoalben gewann ich den Eindruck, eine auf zahlreichen Bildern zu sehende Frau müsse eine wichtige Rolle im Leben des Herrn Milchstein gespielt haben. Nur zu gern hätte ich Näheres über die Frau erfahren, doch gerade als ich es wagte, den Mann am Schreibtisch nach ihr zu fragen, kam die Nachricht, im Louvre sei eine Großspende aus Holz für mich eingetroffen.
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