Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Gärtners Sonntagsfrühstück Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Gärtners kritisches Jahresendfrühstück: Schluss jetzt

Es ist ja gar nicht so einfach, Woche für Woche eine Hammerkolumne hinauszuhauen, grad wenn es die letzte Woche des Jahres ist; aber wenn Bahnfahren gerade nicht in Frage kommt, geh ich auf die Post, der es anscheinend stinkt, dass alle immer bloß über die Bahn reden. Weshalb meine Quartiers-Hauptpost, wie berichtet, eigentlich nie mehr als zwei von sechs Schaltern besetzt hält und die Schlange dann bis auf die Straße reicht, wie wir Polemiker so sagen. Eben reichte sie allerdings wirklich bis auf die Straße, und ich nahm unter Verwünschungen Reißaus, bestieg mein Rad und fuhr zum nächsten DHL-Kiosk, und ich fürchte, damit habe ich der Post auch noch einen Gefallen getan.

Denn die Post ist ja kein Teil der erweiterten Daseinsvorsorge mehr, sondern ein globaler Allround-Dienstleiter und jedenfalls einer, der lieber zwei Leute bezahlt als vier oder sechs, und wenn die Leut’ ihre Post zum Kiosk tragen, um so besser, denn da können sich Herr und Frau Kiosk dann schön selbst ausbeuten, und der Aktienkurs wird nicht durch unverschämte Lohnforderungen beeinträchtigt. Die Bahn hat es vorgemacht: Wird irgendwas, was vorher einfach da war, zu einer Aktiengesellschaft, dann werden die Sprüche zwar bunter, aber sonst wird’s grauer.

Es spricht aber durchaus für unsere herrliche Zeit, dass sich Hammerkolumnen bis zum Jahresschluss aus der Tagespresse ergeben: „Union strikt gegen deutlich höheren Mindestlohn. Auch Wirtschaftsverbände lehnen den Vorstoß des DGB als Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit ab“ (SZ, 28.12., S.1). Der DGB hatte in Sachen Mindestlohn von einer „Anstandsgrenze, unter der niemand in Deutschland arbeiten soll und darf“ gesprochen. Dürfen und sollen wir, wenn es nach der Union und den Wirtschaftsverbänden geht, aber doch (von der SPD, die sich jetzt als Kämpferin wider jene Armut dicktut, die sie doch selbst institutionalisiert hat, mal müde zu schweigen), und Mindestlohn heißt, heute zwar voll zu arbeiten, aber morgen keine ausreichende Rente zu haben, damit jene Wettbewerbsfähigkeit gewährleistet ist, die, nur zwei Beispiele, aus der Bahn und der Post das gemacht haben, was sie sind, und der französischen Wirtschaft, nur ein weiteres Beispiel, so zu schaffen macht, dass selbst das scheißliberale Morgenblatt nicht anders konnte, als zwischen deutscher Lohndumperei und den gilets jaunes den Zusammenhang herzustellen.

„Ich meine, sind wir verdammt oder sind wir verflucht / es gibt einen besseren Weg / warum wird er nicht versucht“ Begemann, 1993

Zum Jahresende wird eins ja gern einmal besinnlich (Prantl!), und da stellen wir uns jetzt einmal ganz dumm und fragen: Was ist das für eine Ordnung, die nur dann funktioniert, wenn sie (und zwar im besten Boom-Fall) für jeden fünften, jede fünfte ein Armutsrisiko bereithält? Was sollen die vielen auf den elenden Wettbewerb geben, die, ob mit oder ohne Job, seine Verlierer sind, und zwar ganz notwendig? Was soll man von einer Gesellschaft halten, die an ihren Mitgliedern einzig und allein als Kundschaft und Kostenfaktor interessiert ist? Es sind dies zugleich dumme und sehr gute Fragen, und wer fürs neue Jahr einen zugleich dummen und sehr guten Rat benötigt, der möge es mir gleichtun und seine Verachtung pflegen. Verachtung nicht unbedingt für Kapitalistens, die können nun mal nicht anders; aber Verachtung für die „unsittliche Wirtschaftsform“, die Tucholsky 1927 so anekelte, dass er, mit Blick auf die Richter, die sie verteidigen, „nieder mit ihnen“ rief und von „Schande“ sprach und „dem wichtigsten Ziel …, dass einen anständigen Menschen anfeuern kann: Recht für die Rechtlosen.“

Ein Bundestagsmandat kommt da natürlich schon fast nicht mehr in Frage.




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt