Humorkritik | Januar 2022
Januar 2022
»was?! glaubt ihr denn ich hätte keinen scheisshumor? Da seid ihr aber verdammt schief damit ….! verdammt schief! verdammtverdammt verdammt verdammt schief …! gottverdammt schief …. schief!! ich versteh … zwar kein sterbenswörtlein mehr … aber humor … humor habe! Das muss mir der neid lassen!«
Oswald Wiener, »die verbesserung von mitteleuropa, roman«

So geht’s doch auch
Wer sich wie ich im letzten James-Bond-Film so gelangweilt hat – ich bin bei Christoph Waltz’ Superschurken-Routine kurz eingenickt –, dass er sich sogar nach Roger Moores gepflegtem »Hauptsache, die Frisur sitzt«-Bond zurückgesehnt hat und drauf und dran war, Beifall zu klatschen, als Daniel Craig endlich Zeit zum Sterben fand, dem sei die Netflix-Produktion »Red Notice« empfohlen.
Die beiden Hauptdarsteller Dwayne Johnson und Ryan Reynolds haben das, was ihr britischer Kollege heute nicht mehr zeigt: Sinn für Selbstironie. Dazu kommt, dass sie nicht haben, was Bond leider in den letzten Filmen angedichtet wurde: einen ernstgemeinten psychologischen Hintergrund. Sie sind Comicfiguren, Supermaulhelden, die sich über ihre angeblichen Vaterkomplexe ebenso lustig machen wie über ihre körperlichen Unterschiede: Wenn der kalifornische Kleiderschrank Johnson während der ersten Verfolgungsjagd vor einem Baugerüst zum Stehen kommt, durch dessen Lücke der Räuber Reynolds soeben geschlüpft ist, sorgte das für den ersten von einigen Lachern – zumindest bei Ihrem alten Bondfan Hans Mentz.