Humorkritik | November 2021
November 2021
»Die erste Satire wurde gewiss aus Rache gemacht. Sie zur Besserung seines Nebenmenschen gegen die Laster und nicht gegen den Lasterhaften zu gebrauchen, ist schon ein geleckter, abgekühlter, zahm gemachter Gedanke.«
Georg Chr. Lichtenberg

Fucking funny
Die Retrospektive des britischen Künstlerduos Gilbert und George in der Frankfurter Schirn (»The Great Exhibition«) ging leider nur bis Anfang September; allerdings wird es – und darum erwähne ich die Sache hier – sich ja nicht um die letzte Ausstellung der beiden Herren gehandelt haben. Denn einen Besuch kann ich durchaus empfehlen. Zwar fand ich den fast immer gleichen Aufbau der Werke etwas ermüdend (es handelte sich bei fast jedem um ein großes Bild, das die Künstler in unterschiedlichen Posen vor einem collagierten Hintergrund zeigt), allerdings machte es trotzdem Spaß, die häufig bunten und riesigen Bilder zu betrachten, und sei es nur, um zu rätseln, welcher der zwei denn nun Gilbert sei und welcher George, was nirgendwo vermerkt war. Zudem fand ich einige Werke doch sehr gelungen, und zwei brachten mich sogar zum Lachen, was mir im Museum nicht häufig passiert: Das eine mit dem Titel »Blood City« zeigte eine stark vergrößerte Aufnahme einer Blutprobe (der Künstler?), deren Struktur an Häuserblöcke und Straßen erinnerte und deshalb in einen Stadtplan eingefügt war; bei dem anderen Werk handelte es sich um eine Wand, auf der Tausende Sprüche klebten, die das Wort »fuck« enthielten. Die meisten waren keine feststehenden oder geläufigen Ausdrücke, sondern Neuformulierungen wie »pleased to fuck you too« oder »fuck the fucking almighty«. Diese Installation fand ich schon wegen des großen Aufwandes, sich so viele vulgäre Sprüche einfallen zu lassen, komisch. Fucking dedicated von Gilbert und George.