Humorkritik | Oktober 2020
Oktober 2020
Aber wenn man vor einem Publikum steht und es mit einer neuen Idee zum Lachen bringt, dann hat man für diesen Moment die Kontrolle über das gesamte Bewusstsein. Niemand ist jemals so sehr bei sich selbst, als wenn er oder sie wirklich lacht. Das Publikum lässt sich fallen. Es ist ein zenartiger Moment. Alle sind total offen, ganz sie selbst, wenn diese Botschaft das Hirn trifft und das Lachen beginnt. In diesem Moment könnten neue Ideen eingepflanzt werden. Wenn dann eine Idee durchkommt, hat sie eine Chance zu wachsen.
George Carlin

G.W.F. Poschardt
»Zur Zuversicht gesellten sich die Ungeduld und der Versuch, dem Denken mit einer drehmomentstarken Dialektik neue Geschwindigkeitsrekorde und Driftwinkel zu verpassen. Die hegelsche Philosophie kündigt den Speed des 19. Jahrhunderts an … Bei Hegel wird das normative Setzen problematisiert, wo doch das Wesentliche und Eigentliche seines Denkens der Motor ist. Die Schulphilosophen analysieren oft nur den Motor, bauen ihn auseinander und schrauben ihn wieder zusammen, aber das Wesen des Hegelschen Denkens erkundet erst derjenige, der ihn aus der Pferdekutsche in ein zeitgenössisches Chassis setzt, um damit durch die Problem- und Herausforderungslandschaften der Gegenwart zu cruisen und zu driften.«
Es gibt ja Aristoteles für Manager und Hesse für Gestresste; warum soll es da nicht Hegel für Porsche-Fahrer geben? Hat sich Porsche-Fahrer und »Welt«-Chef Dr. Ulf Poschardt gedacht und, auch weil »das Abbiegen der Linkshegelianer in Terror- und Unterdrückungsmaschinen« zum »Nichtorthodoxieren der Klassiker« mahnt, unschlagbar unorthodoxe Sätze in sein rechtshegelianisches Qualitätsquatschblatt gehämmert, die »wie ein Tuning-Kit für alle müden, status-quo-verliebten, im Hier und Jetzt vertäuten Opportunismusgedanken« wirken und uns die Wahl lassen, ob Hegel nun ins zeitgenössische Chassis muss, oder ob der Motor aus der Pferdekutsche verpflanzt gehört.
Mich freut’s, aber das komische Handwerk mag es bedauern, dass Poschardt ihm damit, selbst ist der Alpha-Mann, eine schöne Ulf-Poschardt-Parodie aus der Hand schlägt. Als alter Synthetiker würde ich sagen: Durchdrehmomentstarke Dialektik.