Humorkritik | März 2019
März 2019
Unlängst in Zeitungs Kulturtheil
Las ich ein slowenisches Gedicht
Des Kollegen Slowo Wenja
(Alle beide kannte ich nicht)
Das Gedicht war keins über die Flora
Und auch die Fauna kam kaum drin vor
Und es paßte weder ins tragische
Noch ins Humorressort
Horst Tomayer

Hihi, Pharmazie
Apotheken gehören nicht zu den Orten, an denen es viel zu lachen gibt. So selbstverständlich, wie das klingt, war es aber nicht immer. Dort, wo heute aus humorkritischer Sicht Reizloses wie Ibuprofen, Mucosolvan oder Sinupret dominiert, wurde den Kunden früher, wenn auch gewiss nicht stets mit Absicht, durchaus ordentliche Unterhaltung geboten. Unter den historischen Medikamenten, auf die man stößt, wenn man in alten Arzneimittelverzeichnissen blättert, finden sich echte Perlen wie das Schmerzmittel Fakirin, das Betäubungsmittel Nirvanin und Dr. Hoffmanns Bacchus-Tabletten. Es begegnen einem das Viagra des frühen 20. Jahrhunderts, Erektol, und ein zur äußeren Anwendung bestimmtes Aphrodisiakum mit dem verheißungsvoll orientalischen Namen Fatima. Während nicht nur Trinker ahnen, welchem Zweck das Wundermittelchen Katerin diente, half Antimarin leider nicht gegen das Meer im allgemeinen, sondern nur gegen die Seekrankheit. Ein bekanntes Blutreinigungsmittel hieß ganz lapidar Lapidar und trug damit einen fast ebenso witzig-sonderbaren Namen wie die mysteriösen Präparate Yoko-Yoko oder Zip 909. Zur Trunksucht, gegen die das letztgenannte Medikament eingesetzt wurde, oder mindestens zu Zynismus neigt allerdings – Leser dieses Heftes wissen es – auch der Weltgeist, dem es zuzuschreiben ist, dass der prominenteste Nutzer von Dr. Kösters Antigas-Pillen Adolf Hitler hieß. Beenden möchte ich diese Abschweifung jedoch nicht mit dem blähbäuchigen Furzer aus Braunau, sondern mit der beiläufigen Erwähnung eines grandiosen Leckerbissens – hoch lebe der Heilspeck nach Dr. Folberth! – und einem dringenden medizinhistorischen Hinweis: Bitte nutzen Sie die allgemein roborierenden Wirkungen von Arsen und Strychnin wegen ihrer bedeutsamen Nebenwirkungen nicht therapeutisch.