Humorkritik | Oktober 2018

Oktober 2018

Dann kommen wir mit unserem dänischen Humor und kleinen dummdreisten Bemerkungen.
Königin Margrethe II.

Mentz sieht funk

Bisweilen hört man, dass jede Generation bei der auf sie zugeschnittenen Unterhaltung bleiben solle. Solche Worte stoßen bei mir naturgemäß auf taube Ohren: Als ewig junger Mentz kann ich ja nicht bis an mein Lebensende nur Tucholsky und Kraus lesen, und so lasse ich es mir auch nicht nehmen, etwa den Jugendkanal von ARD und ZDF, »funk«, genauer zu betrachten. Dabei bin ich auf Philipp Walulis gestoßen, aus dessen grimmepreisgekröntem Format »Walulis sieht fern«, in dem er bekannte TV-Formate parodiert, mir trotz der immer gleichen Gagform – nämlich zu erzählen, was offensichtlich gerade passiert, wie im Sehgeschädigtenfernsehen –, mindestens der »Tatort in 123 Sekunden« und die »36306 €-Show« in angenehmer Erinnerung geblieben sind; es war ein »Switch« mit kleinerem Cast, mehr auf den Inhalt als auf die schnelle Pointe zielend.

Seine nach ihm benannte Show bei »funk« trübt mein Walulis-Bild nun etwas. Gearbeitet wird hier nach bewährtem Late-Night-Konzept: Ein weißer Mann am Schreibtisch hält lange Monologe und wird dabei durch Einspieler und lustige Bilder unterstützt. Die Witze sind größtenteils Wortwitze (»riecht ein Tatort-Kommissar an Putzmittel, löst dieses natürlich nicht nur Flecken, sondern auch Fälle«), von denen die Redaktion zu glauben scheint, dass sie vom Zielpublikum erst bemerkt werden, wenn man sie mit einer übergroßen gelben Papphand markiert. Running Gags wie die Figur des »Asis« (haha, Bier, Sie verstehen!) oder der vollkommen unerwartete Hitlerwitz, dessen Pointe ich meist schon erahnen kann, machen auch nichts besser. Zusätzlich will eine der Stärken des Vorgängerformats – das starke Überbetonen, das die Verkrampftheit deutscher Moderatoren gut spiegelte – hier gar nicht funktionieren und wirkt eher, als würde man dem Publikum jede Pointe einzeln erklären wollen. Aber welchem Publikum eigentlich? Im Studio gibt es keines, die Sendung wird in totaler Stille aufgezeichnet, was mich in meinem Eindruck, dass man für eine gute Sache ein falsches Format gewählt hat, nur bestärkt.

Denn Philipp Walulis versteht eigentlich sein Handwerk. Vielleicht sollte er sich auf das Erklären ohne Zusatzwitze beschränken oder doch wieder zu sketchartigen Beiträgen zurückkehren. Vielleicht aber bin ich auch einfach zu alt für diese Art von Komik.

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

 Du, »Hörzu Wissen«,

weißt, wie Werbung geht! Mit »Die Sucht zu töten« machtest Du so richtig Lust auf Deine aktuelle Ausgabe, um erläuternd nachzulegen: »Bestialisch, sadistisch, rätselhaft: Was Menschen zu mordenden Monstern macht – acht Täter und die Geschichten ihrer grausamen Verbrechen.«

Wer kann sich da der Faszination der »dunklen Welt der Serienkiller« noch entziehen? Aber am Ende, liebe Hörzu Wissen, ist in diesem Zusammenhang doch die Implikation Deines Slogans »Hörzu Wissen – das Magazin, das schlauer macht!« das Allergruseligste!

Da erschauert sogar

Die True-Crime-resistente Redaktion der Titanic

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Ganz schön kontrovers, James Smith,

was Du als Mitglied der britischen Band Yard Act da im Interview mit laut.de vom Stapel gelassen hast. Das zu Werbezwecken geteilte Zitat »Ich feiere nicht jedes Cure-Album« hat uns jedenfalls so aufgewühlt, dass wir gar nicht erst weitergelesen haben.

Wir mögen uns nicht ausmalen, zu was für heftigen Aussagen Du Dich noch hast hinreißen lassen!

Findet, dass Provokation auch ihre Grenzen haben muss: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
02.05.2024 Dresden, Schauburg Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
03.05.2024 Mettingen, Schultenhof Thomas Gsella
03.05.2024 Stuttgart, Im Wizemann Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
04.05.2024 Gütersloh, Die Weberei Thomas Gsella