Humorkritik | November 2018
November 2018
Lachen ist auch so eine Kraft der Schwachen!
Bertolt Brecht
Versandet
Als alter Mann interessiere ich mich naturgemäß für das Schicksal anderer alter Männer, etwa für jenes Gérard Depardieus. Selbiger ist mal wieder in einer französischen Komödie zu sehen: In »Verliebt in meine Frau« wird ihm als Patrick das große Glück zuteil, eine deutlich jüngere, attraktive Frau namens Emma (Adriana Ugarte) seine Lebensgefährtin nennen zu dürfen, die allerdings auch seinem Kumpel Daniel (gespielt von Regisseur Daniel Auteuil) die Sinne vernebelt.
Anfangs war ich angetan: Die Adaption von Florian Zellers Theaterstück »Hinter der Fassade« beginnt famos, weil Daniel Auteuil die Altherrensehnsüchte komisch darzustellen weiß. Freudsche Versprecher, nervöse Blicke zu Gattin Isabelle (Sandrine Kiberlain) und ein vor Staunen ständig offener Mund begleiten seine Tagträume, und bald weiß auch der Zuschauer nicht mehr, ob er nun das eigentliche Geschehen sieht oder doch nur eine Wunschvorstellung Daniels – zum Beispiel, wenn sich Emma mitten im Gespräch plötzlich komplett entkleidet.
Leider schwanden meine amourösen Gefühle für diesen Film recht rasch, denn mit der Zeit vergisst Auteuil, dass er das Ganze als Komödie begonnen hat. Der dick aufgetragene Kitsch, den sich Daniel mit der Freundin seines Freundes immer bunter ausmalt, wird dann kaum noch ironisch gebrochen, und so blieb mir nach dem witzigen ersten Drittel viel Zeit, um darüber nachzudenken, was eine Frau wie Adriana Ugarte an einem Mann wie Gérard Depardieu finden könnte. Mein Ergebnis: Je ne sais pas.
Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!
