Humorkritik | Juli 2017

Arglosäugig
Drehbuchautoren mögen auch gute Romanautoren abgeben. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn der Erfinder von »Mad Men«, Matthew Weiner, einen (Kurz-)Roman schreibt, vor allem nicht Einwände der Art, das Publikum würde am liebsten lesen, was seine Fernseh- und Streaming-Erfahrungen abrundet: Spin-off-Literatur gewissermaßen. Oder – trifft der naheliegende Verdacht vielleicht doch zu? Weiners Buch erscheint demnächst bei »Rowohlt Hundert Augen«, und blättert man im Verlagsprogramm eine Seite weiter, so stößt man auf das Werk eines Dirk van Versendaal, das so angekündigt wird: »Unheimlich, bildstark und düster – wie ein Film von Lars von Trier«. Auf der nächsten Seite liest man über das neue Buch eines finnischen Schriftstellers: »Als hätte Aki Kaurismäki ›Fargo‹ gedreht«.
»Rowohlt Hundert Augen« verlegt laut Selbstdefinition »Bücher, die nicht auf Vorbilder schielen« – ergänze: außer auf filmische; Bücher, »die sich nicht um vorgefundene Definitionen von Literatur kümmern«, denn Kaurismäki, »Mad Men« und Lars von Trier haben mit den von mir vorgefundenen Definitionen von Literatur eher wenig zu tun. Locken soll die Leserschaft offenbar das Versprechen von bequemer Konsumierbarkeit: Bücher zum bingen.
Würden Fahrradhersteller ihre Produkte zu Werbezwecken mit Autos vergleichen – »Wie ein BMW, aber natürlich muß man auch ein bißchen selber strampeln« – ich fände es lustig. Was ich vom ähnlichen Verhalten dieses Literaturverlages halte, brauchen Sie hier nicht zu lesen. Warten Sie einfach auf »Humorkritik – Der Film«.