Humorkritik | Februar 2016
Februar 2016
»Daß ich nicht lache.
Daß ich nicht herzlich lache.
Daß ich nicht sehr herzlich lache.«
Gerhard Fritsch, »Katzenmusik«
Saubere Sache
Fünf Staffeln des »Tatortreinigers« mit Bjarne Mädel als Heiko Schotte, kurz »Schotty«, sind entstanden, bevor sich Autorin Ingrid Lausund schließlich zu ihrem Pseudonym »Mizzi Meyer« bekannte. Mir ist es gleich, ob die Macherin Lausund oder Meyer heißt – Hauptsache, mit der Serie geht es so weiter wie bisher.
Daß der »Tatortreiniger« auch in seiner neuesten Staffel recht frisch daherkommt, liegt wohl daran, daß hier das Groteske stets in der Realität gefunden wird: Wenn Schotty, wie in einer Folge mit dem schönen Namen »Pfirsichmelba«, bei seinen Säuberungsarbeiten in einer Eisdiele von einem jungen Mann in dessen beklemmende Neurosen verwickelt wird, welche sich immer korsettähnlicher zusammenziehen und im folgenden die Logik der gesamten Handlung bestimmen, dann ist die Welt, die man in diesen dreißig Minuten gezeigt bekommt, eine durchwegs unbefriedigende. Gerade daraus aber zieht die Serie ihren ganz eigenen Charme und einen Humor, der nicht auf Versöhnlichkeit zielt und nie das Tragische aus dem Augenwinkel verliert. Etwas, das man eher aus österreichischen Produktionen kennt, wie etwa den Kurzserien von David Schalko.
Selten wurde das Thema Tod im deutschen Fernsehen eleganter behandelt. Und auch eine Premiere findet in der neuen Staffel statt: Schotty wird von zwei Mitarbeitern des Bestattungsinstituts in ein Verkaufsgespräch zur Planung seiner Beisetzung gedrängt, und überraschenderweise zum ersten Mal mit dem eigenen Ableben konfrontiert. Das, so die Meinung der Bestattungsvertreter, dann doch wohl auch möglichst würdevoll zu gestalten sei, worauf Schotty entgegnet: »Was für ’ne Würde denn? Sterben ist nicht würdevoll. Das ist eine Demütigung. Ich bin gezwungen, etwas zu tun, das ich definitiv nicht will … Auch der allernetteste Tod ist einfach ’ne scheißbrutale Angelegenheit!« Allein, weil man in diesem Dialog dem Begriff »Bestattungsschmarotzer« begegnet, lohnt sich das Zusehen.