Humorkritik | Oktober 2015
Oktober 2015
»Nach unseren bisherigen Erkenntnissen ist das Lachen bei Menschenaffen ehrlich. Vermutlich fehlen ihnen die neuronalen Voraussetzungen zum gestellten Lachen.«
Univ. Prof. Dr. Elke Zimmermann

Spaß nach Grass
Nicht nur »recht unterhaltsam«, sondern streckenweise nicht weniger denn »brüllend komisch« nannte der Verleger Gerhard Steidl seines im April verstorbenen Hausautors G. Grass posthum nachgereichtes Werk »Vonne Endlichkait«. Womit Steidl, der Grass auch noch »subtilen Humor« zuschrieb, jenen Literaturkritikern den Ton vorgab, die in milden, die Grass-notorischen Manierismen und Fehlleistungen generös ignorierenden Rezensionen diesem Buch und damit auch dessen Autor Selbstironie, späte Heiterkeit und eben: Humor attestierten.
Grass, ein Humorist? Mich überrascht das nicht. Ich habe seit jeher über Grass gelacht, wenn auch nicht unbedingt über dessen komisch gemeinte Stellen. Lieber über die unfreiwilligen, an denen auch das letzte Werk des beliebten Nobelpreisträgers wieder überreich ist: »Euch alle singe ich, Brüste, an denen ich hing: nuckelnd, nie satt, erschöpft, nah dem Weinen, still, endlich still«. Von wegen endlich still – weiter geht’s weiter unten im Fleisch: »Bald heiser sing ich von ihr, der Vulva, dem Fötzchen, der Möse und Schneck im Haus, der Zuflucht von jung an; nun versiegelt die Quelle. Abschied von ihm, dem griffigen Arsch, der abwärts des Rückens geneigter Fläche sich zweibackig rundet«.
Ob zweibäckig oder zwiebackig: Hier rundet sich ein Lebenswerk an unfreiwilliger Komik. Und dennoch hätte ich es degoutant gefunden, diesen Text mit der Überschrift »Abschied vom Arsch« zu betiteln. Weshalb ich mich, pietätvoll wie stets, für eine Alternative entschieden habe (s.o.).