Humorkritik | Oktober 2015
Oktober 2015
»Nach unseren bisherigen Erkenntnissen ist das Lachen bei Menschenaffen ehrlich. Vermutlich fehlen ihnen die neuronalen Voraussetzungen zum gestellten Lachen.«
Univ. Prof. Dr. Elke Zimmermann

Neues von den Negersagern
Erwartbar öd alberte die Frankfurter Allgemeine Zeitung über Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und den »wunderbaren Neger«, als welchen jener im Plasberg-Fernsehen Roberto Blanco bezeichnet hatte. Weder fehlten die Kalauer »Schwarzseher« und »Schwarzmalerei« (über die sich das FAZ-Publikum gewiß die Schenkel schwarzklopfte), noch vergaß man aufs Gauck-Wort »Dunkeldeutschland«. So weit, so gähnend unkorrekt. Daß der Glossist bei seinem übermütigen Rassenspaß das einzig Bemerkenswerte am Fall Herrmann überging, war abermals typisch – und zwar typisch nicht nur für die Verteidiger des Negersagens, sondern auch für dessen Gegner.
Ja, was war denn da so bemerkenswert? Daß Joachim Herrmann gar nicht Neger gesagt hat. Höchstens »Neger«. Sein Satz war ein verwandeltes Zitat, eine Reaktion auf einen zugespielten Dummkopf aus Bayern, der sich ebendieses Wortes bediente – und auf Moderator Plasberg, der es wiederholte. Dies aber macht Herrmanns »wunderbaren Neger« – wozu? Zu einem Akt uneigentlichen Sprechens. Und was, Kruzitürken, ist das nun wieder? Ein satirischer Kniff, bei dem man sich einer fremden Diktion bedient. So wie ich es eben mit dem bayerischen »Kruzitürken« getan habe. Aber warum stelle ich hier die ganze Zeit rhetorische Fragen? Ihnen als satirekundigen Menschen ist das Prinzip natürlich vertraut.
Nicht jedoch FAZ-Glossenschreibern. Denen erscheint es viel lustiger, sich über einen vermeintlichen CSU-Simpel herzumachen und über die ganze verachtenswerte politische Korrektheit gleich dazu.
Was – wenn es denn gut ausgeht – nicht zu beanstanden ist. Bzw. in diesem Fall: gewesen wäre. Die Mühsal der Aufklärungsarbeit bleibt indes: mir, Mentz.