Humorkritik | September 2013
September 2013

Der Gestank von Honolulu
Der wohl hübscheste Klappentexteinstieg des Jahres geht so: »Are you a fan of books in which famous tourist destinations are repurposed as unlivable hellholes for no particular reason? Read on!«
Der amerikanische Autor Jack Handey, Jahrgang 1949, lebt seit den achtziger Jahren recht erfolgreich davon, groteske Oneliner zu verfassen. Seine »Deep Thoughts«, die man sich auf unzähligen Netzseiten zu Gemüte führen kann, erschienen zunächst im National Lampoon, wurden in den 90ern bei Saturday Night Live zur festen Rubrik und landeten schließlich in zahlreichen Druckkompilationen. Nachdem er sich im vergangenen Jahrzehnt als Kolumnist im New Yorker versucht hat, geht Handey nun noch einen Schritt weiter – und legt seinen ersten Roman vor (The Stench of Honolulu. A Tropical Adventure. Grand Central Publishing). Der berechtigte Zweifel, ob ein rein auf Pointen zielender Kürzeststil über 220 Seiten trägt, kann schon nach wenigen Kapiteln ausgeräumt werden. Denn auch wenn jeder Absatz im Grunde als eigenständiger Witz funktioniert, erzählt Jack Handey ein gar nicht mal unspannendes Abenteuer auf dem geheimnisvollen und übelriechenden Eiland Hawaii (»How strange that we have explored the moon and the other planets and yet we know so little about Hawaii«). Zwei Freunde suchen dort nach einem goldenen Affen, treffen auf einen verrückten Wissenschaftler, kämpfen mit Schildkrötenmenschen und verlieben sich in eine einheimische Schönheit (»She was hypnotizing, and not in a way that makes you quit smoking«).
Komplizierter als diese Inhaltsbeschreibung wird es zugegebenermaßen nicht, doch gelingt es Handey immer wieder, Plotpoint und Punchline elegant zu verknüpfen: »When the mist cleared, something amazing began rising up from the jungle. Then I realized, it wasn’t rising up; we were getting closer.« Aber bevor ich hier das halbe Buch zitiere, bestelle sich der Leser flugs sein eigenes Exemplar dieser erfrischenden Urlaubslektüre.