Humorkritik | März 2013
März 2013
Humor mit Aussicht
Die 2. Staffel von »Mord mit Aussicht« (ARD) ist mit hervorragenden Quoten zu Ende gegangen, die Serie kann daher nicht mehr als Geheimtip gelten. Ich will hier trotzdem einmal auf sie hinweisen, denn mancher mag sie aufgrund des Titels als weiteren Heimatschmunzelkrimi abgehakt haben.
Zutreffender scheint mir dagegen, wie Hauptdarstellerin Caroline Peters die Sendung beschreibt: als »Anti-Krimi, der sich mehr für Eigenheiten als alles andere interessiert«.
Die liebevolle und detailreiche Zeichnung der Figuren und das wunderbare Schauspielerensemble (ja, es sind wirklich Schauspieler! Schauspieler! Man muß es so oft hier hinschreiben, weil es in komisch gemeinten deutschen Produktionen so selten vorkommt) machen »Mord mit Aussicht« zu einer grundsympathischen und ernsthaft lustigen Serie.
Vor allem Peters glänzt in der Rolle der unterbeschäftigten, dafür um so wilder entschlossenen Eifel-Komissarin Sophie Haas. Etwa wenn sie ihren Untergebenen Schäffer (Bjarne Mädel) anschnauzt: »Mann, Schäffer, das war Widerstand gegen die Staatsgewalt, da hätten Sie Ihre Pistole ziehen dürfen! Von so was träum’ ich!«
Am lustigsten wird es aber, wenn es nicht lustig wird – und die Autoren eine Szene einfach mal ins Leere laufen lassen. So fragt in einer Folge Sophie Haas ihren Vater (Hans Peter Hallwachs) vom Schlafzimmerfenster aus, was dieser im Garten mit der Motorsäge mache.
Vater Haas (zum Fenster hinaufrufend): »Das wird eine Bank!«
Sophie Haas: »Was?«
Vater Haas: »Ja!«
Sophie Haas (macht das Fenster zu)
Ende der Szene. Eine so lebensnahe, nicht auf Pointe getrimmte Komik hatte ich dem Fernsehen eigentlich gar nicht mehr zugetraut.
Herumfliegende Geschenkgutscheine der einschlägigen Ketten kann man jetzt getrost gegen alle Folgen »Mord mit Aussicht« auf DVD eintauschen.