Humorkritik | Januar 2013
Januar 2013

Die Vermessung des Buck
Auf den Zeitungsanzeigen, die für Detlev Bucks Film »Die Vermessung der Welt« vergeblich warben, fiel mir schon auf, daß hier zwar einige Zitate von Bild bis Brigitte versammelt waren, kein einziges Lobeswort indes stammte aus einer der führenden Tageszeitungen von FAZ bis SZ. Es standen nämlich einfach keine drin, auch in den Wochenblättern von Spiegel bis Zeit gab’s nichts als Verrisse.
Der Film rechtfertigt alle Negativurteile – selbst die, die im Ansatz falsch sind. Denn die Ausgangsthese einiger Kritiker, es sei doch eigentlich nichts leichter als die Verfilmung dieses Bestsellers von Daniel Kehlmann, läßt zwar die maßlose Kritik noch vernichtender klingen, ist aber vermessen.
Kehlmanns Ironie, mit der er sich von einer naiven Wiedergabe zweier Lebensläufe distanziert, war natürlich für die Verfilmung ein Problem. Buck hat es nicht gelöst – nein, er hat es durch seine stillose Inszenierung auch noch verschärft; da er sich bemüht, Unmittelbarkeit zu schaffen, indem er die Schauspieler meist möglichst »natürlich« agieren, bisweilen auch outrieren läßt; und sogar den Dialog, an dem angeblich auch Kehlmann mitgeschrieben hat, in abgeschliffene Volksstücksprache übersetzt.
Was herauskommt, ist eine Anekdotenrevue ohne funktionierende Pointierung, ein zähfließender Bilderbogen ohne innere Notwendigkeit, der auf mich als Zuschauer um so quälender wirkte, als die großzügig eingestreuten Off-Kommentare, die dem Roman entnommen sind, mich daran erinnerten, um wie viel unterhaltsamer dessen Lektüre doch war.
Dennoch wundert es mich, daß die Kollegen von der anspruchsvollen Filmkritik so unverhohlen triumphiert haben – liegt ihnen doch das Gesamtwohl des deutschen Films ach so sehr am Herzen. Bucks Mißerfolg dürfte gerade dem geschadet haben.