Humorkritik | April 2013
April 2013
Guttensteph und Guttenplag
Das Komischste an der just verstrahlten Sat.1-Verfilmung der Guttenplag-Geschichte unter dem Titel »Der Minister« war eindeutig ihr Nachspiel. Vor seinem überfälligen Rücktritt vor gut zwei Jahren hatte der gegelte Guttenberg-Baron kräftig gelogen – nun taten es die ihm ehedem verpflichteten Blätter nach, und zwar wie gedruckt: »Lange hatte TV-Deutschland nicht mehr so gespannt auf ein Event gewartet wie heute«, log Die Welt, »besser als ›Schtonk‹« , fabulierte die Frankfurter Rundschau; und das Guttenberg-Partnerblatt Die Zeit ernannte das Filmchen gewohnt inkompetent »zu den besten Satiren über den Politik- und Medienbetrieb überhaupt«.
Über weite Strecken bestand »Der Minister« jedoch aus bloßer Nachinszenierung altbekannter Fernsehbilder, so daß der Plot selbst kaum intelligentes Leben entwickeln konnte. Katharina Thalbach verkörperte hingebungsvoll eine kuriose Eule mit Raucherstimme, die angeblich Angela Merkel ähneln sollte – warum sich das deutsche Feuilleton vor allem über ihre schwache Leistung beömmelte, wird mir ewig Rätsel bleiben. Am allerdings lustigsten fand ich, daß die Verfilmung vom Flor und Fall eines Plagiators ihrerseits selbst zum Plagiat geriet, denn nahezu die gesamte Episode des Afghanistanbesuches hatte Drehbuchautorin Dorothee Schön wortgetreu dem Report »Wüstentreff mit Guttensteph« (TITANIC 2/2011) meines Kollegen Oliver Maria Schmitt entnommen; weitere Anleihen bei den BBC-Sendungen »Yes, Minister« und »Yes, Prime Minister« sind belegt. Das hätte ein zu Guttenberg wohl nicht besser hingekriegt.