Humorkritik | April 2012
April 2012

Taugenichts aus Schottland
Es hat ein wenig gedauert, bis Robert Louis Stevensons erstes Buch aus dem Jahr 1878 ins Deutsche übertragen wurde. Aus dem sachlichen »Inland Voyage« wurde leicht schwärmerisch »Das Licht der Flüsse« (Aufbau-Verlag), was aber durchaus angemessen ist. An diesem Buch, das eine Kanutour durch Belgien und Frankreich beschreibt, ist einiges zu bewundern, vor allem die Sicherheit und Souveränität, mit der Stevenson hier zu Werke geht; nichts weist auf den literarischen Debütanten hin.
Allein wie er im ersten Abschnitt ohne Umschweife Leser und Boote ins kalte Wasser wirft und damit sofort einen Sog erzeugt, der einen nicht wieder losläßt, ist bemerkenswert. Die teilweise turbulente Reise des bedenkenlosen Taugenichts wird hell, schnell und heiter erzählt, mit kleinen Ausflügen auf philosophisches Terrain, die sich bei Flußfahrten zwangläufig ergeben. Es gelingen ihm viele hochkomische Beobachtungen an belgischen und französischen Ufern, wobei er den Bogen niemals überspannt, obwohl er einige Zumutungen zu ertragen hat. Laut Nachwort wollte Stevenson mit seinem Text vor allem Fanny Osbourne beeindrucken, die er am Ende der Kanutour kennengelernt hatte. Sie wurde tatsächlich seine Frau – und allein für dieses Buch hätte sogar ich ihn geheiratet.