Humorkritik | Juli 2011

Juli 2011

Noch einmal: Hitlers Humor

Alle Jahre wieder kommt mir mit Verspätung etwas unter, das mich zu einer Äußerung über Adolf Hitlers Humor veranlaßt. Diesmal sind es einige Bemerkungen des Lieblingsarchitekten des Führers, Albert Speer, der ihm auch als Rüstungsminister bedenkenlos diente und sich nach dem Krieg in aller Form von der nationalsozialistischen Weltanschauung losgesagt hat.

Gegenüber seinem Lektor und späteren Biographen Joachim Fest ist Speer dann auch so frei gewesen, das Niveau der im Führerhauptquartier gerissenen Witze zu tadeln: »Schwer verzeihen könne er sich beim Zurückdenken, daß er bei diesen oft ›dummen Scherzen‹ mitlachte, zumal wenn Hitler nicht ohne ›Kleinkünstlergeschick‹ alte Mitstreiter nachahmte. Da sei es schon ein Gebot der Höflichkeit gewesen, sich amüsiert zu zeigen. Aber manchmal sei ihm hinterher der Gedanke gekommen, als hätte er sich etwas vergeben, wenn Hitler die liebedienerische Beflissenheit Heinrich Hoffmanns nachspielte oder Himmlers dozierendes Germanengerede und alles in Lachen ausbrach. Am geschmacklosesten sei ihm erschienen, wenn die gute Unity Mitford in Anspielung auf ihre Bemühungen, Hitler überallhin zu folgen, primitiverweise als ›Unity Mitfahrt‹ bezeichnet und verhöhnt wurde: ›Das etwa war das Niveau!‹«

Es ist mir ein Rätsel, was daran so bestürzend höhnisch, primitiv und geschmacklos sein soll, daß Speer sich für sein Mitlachen hätte schämen müssen. Ja, mir scheint, daß er als Hitlers Rüstungsminister a.D. viel bessere Gründe zum Schämen gehabt hätte als das Schmunzeln über ein harmloses Scherzwort. Als ob es schändlich gewesen wäre, Unity Mitford als »Unity Mitfahrt« zu necken! Verglichen, beispielsweise, mit Speers abstoßend großkotzigem Neubau der Reichskanzlei ist dieser nette kleine Kalauer eine Kulturleistung von hohem Rang.

  

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Im andalusischen Sevilla hast Du eine Kontroverse ausgelöst, der Grund: Auf dem Plakat für das Spektakel »Semana Santa« (Karwoche) habest Du zu freizügig ausgesehen, zu erotisch, ja zu hot!

Tja, und wie wir das besagte Motiv anschauen, verschlägt es uns glatt die Sprache. Dieser sehnsüchtige Blick, der kaum bedeckte anmutige Körper! Da können wir nur flehentlich bitten: Jesus, führe uns nicht in Versuchung!

Deine Dir nur schwer widerstehenden Ungläubigen von der Titanic

 Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Während Ihrer Zeit im Aufsichtsrat bei Schalke 04 sollen Sie in der Halbzeitpause einmal wutentbrannt in die Kabine gestürmt sein und als Kommentar zur miserablen Mannschaftsleistung ein Trikot zerrissen haben. Dabei hätten Sie das Trikot viel eindrücklicher schänden können, als es bloß zu zerfetzen, Tönnies!

Sie hätten es, wie Sie es aus Ihrem Job kennen, pökeln, durch den verschmutzten Fleischwolf drehen und schließlich von unterbezahlten Hilfskräften in minderwertige Kunstdärme pressen lassen können.

Aber hinterher ist man immer schlauer, gell?

Dreht Sie gern durch den Satirewolf: Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Ah, »Galileo«!

Über die Arbeit von Türsteher/innen berichtest Du: »Viele Frauen arbeiten sogar als Türsteherinnen«. Wir setzen noch einen drauf und behaupten: In dieser Branche sogar alle!

Schmeißen diese Erkenntnis einfach mal raus:

Deine Pointen-Bouncer von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg