Humorkritik | Juli 2011
Juli 2011

Armer Hape
Es ist offenbar das Schicksal des großen Entertainers Hape Kerkeling, von Menschen umgeben zu sein, die ihm einfach nicht gerecht werden. Über das literarische Ärgernis, das sein Ex-Mann, Angelo Colagrossi, mit seinem Werk »Herr Blunagalli hat kein Humor« hinterlassen hat, habe ich mich schon geäußert (TITANIC 01/10). Jetzt gibt es das erste Buch, das im weitesten Sinne als Biographie des Komikers verstanden werden kann: »Hape – Auf den Spuren des lustigsten Deutschen« von Alexandra Reinwarth, erschienen bei Riva. Was immer man von Kerkeling hält: Ein solches Buch hat er nicht verdient. Dieses immerhin 260 Seiten starke Konvolut aus hingeschluderten Inhaltsangaben, zusammengegoogelter Nullinformation (»›Die Oma ist tot‹ gibt es natürlich auch auf DVD«) und schwachsinniger Autorenprosa (»Mir ist darum auch total klar«, »Also ich fand’s toll«) ist eine Vulgarität, eine Gemeinheit, nicht weniger. Hintergrundinformationen, die über das von Wikipedia Gebotene hinausgehen, sucht man vergebens; die nur in Ansätzen vorhandene Theoriefindung reduziert sich auf die These, daß sich Kerkelings Erfolg durch die Breitbandwirkung seiner Komik erkläre: Einerseits sind die Sketche sacht sozialkritisch, andererseits wird jeder Ansatz von Kritik in selige Versöhnlichkeit aufgelöst. Die These ist, daß Intellektuelle und einfache Leute so gleichermaßen was zu lachen hätten. Je nun. Ich immerhin hatte wenigstens an der über Amazon verbreitetem Autorenvita Freude: »Alexandra Reinwarth hat schon mehrere Bücher geschrieben. Sie hat unter anderem für Ullstein Arschgeweih verfaßt sowie für Droemer das erfundene Lexikon Die große Brocklaus. Alexandra Reinwarth lebt in der Nähe von Barcelona und ist wahrscheinlich der größte lebende Fan Hape Kerkelings.« Da hofft man, daß bald ein weniger großer auf den Plan tritt – und zur Abwechslung mal Substantielles liefert.