Humorkritik | Juli 2011
Juli 2011

Bojcan vs. Krömer
Auf den Filmplakaten steht der Name Kurt Krömer, aber die Kunstfigur Krömer, die gut funktioniert, wenn sie sich berlinisch lispelnd in häßlichen Anzügen und hornbrillenbewehrt durch TV-Liveaufzeichungen improvisiert, die spielt gar nicht mit. Alexander Bojcan, auf der Bühne als Kurt Krömer bekannt, ist in »Eine Insel namens Udo« nicht Kurt, sondern Udo.
Udo leidet an einer seltenen Krankheit, der »Schwersichtbarkeit«, die zu Beginn des Films hübsch pseudodokumentarisch erklärt wird. Er ist für seine Mitmenschen unsichtbar, erst wenn er sie anspricht oder berührt, nehmen sie ihn wahr. Das ist ihm nützlich bei seiner Arbeit als Kaufhausdetektiv und erspart ihm den Unterhalt einer Wohnung, er bleibt einfach Tag und Nacht im Kaufhaus, schließlich sehen auch die Nachtwächter ihn nicht. Eine eigentlich ganz brauchbare Ausgangsidee, wenn denn nicht eine Frau (Fritzi Haberlandt als entscheidungsunfähige Managerin) ins Spiel käme, die ihn sehr wohl sehen kann: Und schon holpert der Plot in Richtung Romcom.
Er verschweigt ihr anfänglich seine eingeschränkte Sichtbarkeit, wird beim Restaurantbesuch oder bei einer Familienfeier aber natürlich von niemandem außer ihr wahrgenommen. Nachdem diese Witzquelle bis zum letzten Tropfen ausgesaugt ist, heilt sie ihn kraft Liebe; zusammen schliddern sie nach einigem emotionalen Hin und Her ins Happy End. Die Hauptfiguren sind unausgegoren, die Nebenfiguren peinlich (Transvestit mit großer Nase und kleiner Finne mit traurigem Gemüt) und die Running Gags hüftlahm.
Es ist ja verständlich, daß Bocjan mal irgendwas anderes als die Neuköllner Schnodderschnauze geben will. Aber bei solchem Murks wäre der totale Verzicht auf Sichtbarkeit das beste gewesen.