Humorkritik | August 2011
August 2011
Eine Entdeckung
»Barrow’s Boys« von Fergus Fleming ist bei Mare erschienen und wurde vom Verlag mit Titelbild und Unterzeile versehen, die erwachsene Leser nicht abschrecken sollten. Es ist angeblich die »unglaubliche Geschichte von wahrem Heldenmut und bravourösem Scheitern«. Tatsächlich sind es unglaublich ironisch erzählte Episoden aus der britischen Kolonialgeschichte, aufgehängt an einem Mr. Barrow, späterer Sir John, der als Zweiter Sekretär des Marineministeriums junge Offiziere, die ruhmsüchtig genug sind, ihr Leben zu riskieren, in der bislang unentdeckten Welt herumschickt, abwechselnd in die Arktis und nach Zentralafrika. Was sie dort zu leiden haben, kann man sich nicht vorstellen. Erschwerend kommt hinzu, daß Barrow bereits bestimmte Vorstellungen und abstrakte Theorien an seinem Schreibtisch entwickelt hat, die sich nicht immer mit den entdeckten Tatsachen zur Deckung bringen lassen, was prompt zu neuen anstrengenden Reisen und anregenden Pointen führt.
Das Mißverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag dieser Reisen ist schon grotesk genug, um Fleming ausufernde Interpretationen zu ersparen. Weise beschränkt er sich aufs nacherzählende Montieren der reichlichen Originaldokumente. Und darauf versteht er sich mit einer Leichtigkeit, von der sich zeitgenössische Romanciers eine dicke Scheibe abschneiden sollten. Auf die können sie dann ihre privaten Schwierigkeiten schmieren, die Stulle hernach luftdicht verpacken und als Notration auf ihre erste Expedition in die harte Realität mitnehmen.