Humorkritik | Dezember 2010
Dezember 2010
Allens Seifenoper
»Ich sehe den Mann deiner Träume« ist sein zweiundvierzigster Film. Die Woody-Allen-Maschine läuft und läuft und über die Jahre war meine Begeisterung über ihren Ausstoß streckenweise recht gedämpft. Seine Filme drohten so nostalgisch und vorhersehbar zu werden wie sein Klarinettenspiel. Doch in den letzen Jahren, seit er vornehmlich in Europa arbeitet, gibt es wieder mehr zu lachen, und auch die weniger gelungenen Filme dazwischen dümpeln zumindest nicht im ewig gleichen Fahrwasser dahin. Das jüngste Werk, wieder in London gedreht, erfreut mit hübsch verwobenen Geschichten und fies entworfenen Charakteren. Es treten auf: ein lächerlicher alter Mann (Anthony Hopkins), seine für Esoterik und anderen Hokuspokus anfällige Ex-Frau, deren Tochter (Naomi Watts), die sich in ihren Chef (Antonio Banderas) verliebt, ihr Mann, ein erfolgloser Schriftsteller, der eine Chance zum maßlosen geistigen Diebstahl nutzt, sein Objekt der Begierde vom Haus gegenüber und eine Reihe weiterer illustrer Nebenfiguren. Allen schiebt sie übers Brett und läßt die Gewinner aufs Vergnüglichste verlieren. »Ich komme mir wie in einer Seifenoper vor«, heißt es einmal. Und eine Art Seifenoper ist das Ganze auch. Aber eine gute.