Humorkritik | Juni 2009
Juni 2009
Pigor, Eichhorn und der Ulf
Vor ein paar Jahren habe ich an dieser Stelle den Chansonnier Thomas Pigor und seinen am Flügel brillierenden Begleiter Benedikt Eichhorn gerühmt; nun wird es höchste Zeit, daß ich sie abermals der allgemeinen Aufmerksamkeit empfehle. Bei Pigor und Eichhorn (sowie dem Ulf, der ihren natürlichen Sound elektronisch ergänzt) stimmt einfach alles. Auch wenn man sie schon gut zu kennen glaubt, sind sie immer wieder für eine Volte gut. Nie weiß man, was als nächstes kommt: einbruchssicher eingeschweißte CDs, widersinnig gestaltete Badezimmer-Armaturen, umarmungsgeile Partygäste, unterbelichtete Medienflittchen oder die Zumutung eines Besuchs im Opernhaus. Im Laufe der Zeit haben die Herren Pigor und Eichhorn ihrer milde sadomasochistisch gefärbten Bühnenbeziehung immer neue Pointen abgewonnen. »Pigor singt und Eichhorn muß begleiten«, heißt es noch immer in der Ankündigung ihrer Konzerte, und es ist jedes Mal aufs neue sehr schön anzusehen und anzuhören, wie Benedikt Eichhorn sich gegen den Widerstand des überragenden Sängers Thomas Pigor behauptet und die eine oder andere ironisch verzerrte Schnulze in das Set hineinschmuggelt, während er von seinem Kompagnon dazu gedrängt wird, dieser Sache doch lieber ein Ende zu machen.
Ich bin schlichtweg begeistert von diesem Team, das es sogar fertigbringt, ohne jedes klammheimliche Zugeständnis an die Schunkelseligkeit des Publikums mit Konfetti um sich zu werfen, Papierschlangen in den Saal zu pusten und zu singen: »Lassen Sie uns fünf Minuten lang so tun, als wären wir in Köln…« Wenn Sie an Ihrem Wohnort ein Gastspiel dieser Herrschaften verpassen sollten, würde Ihnen mindestens… hmm… mindestens eine Deportation nach Rheda-Wiedenbrück ganz recht geschehen.