Humorkritik | Juli 2008

Juli 2008

Klüger werden mit »Get Smart«

Was von dem am 10. Juli anlaufenden Kinofilm »Get Smart« zu halten ist, kann ich, der ich ihn noch nicht gesehen habe, nur schwer beurteilen. Hauptdarsteller Steve Carell (»The Office«, US-Version) ebenso wie Regisseur Peter Segal (»Nackte Kanone 33 1/3«, »Nutty Professor 2«) haben bisweilen Brillantes, aber auch ziemlich Mittelmäßiges abgeliefert. Sehr wohl beurteilen kann ich jedoch die Qualität der Vorlage für den Film, und die ist: hervorragend!

 

Die NBC-Serie »Get Smart« war 1965 der Durchbruch für Mel Brooks, von dem diese Genreparodie auf den klassischen Agentenfilm stammt. Fünf Staffeln und 138 Episoden lang bewies Geheimagent Maxwell Smart (frappierende Ähnlichkeit mit dem jungen George W. Bush: Don Adams), daß auch jemand, der das genaue Gegenteil von smart ist, regelmäßig die Welt retten kann – trotz sinnloser Gadgets wie etwa Schuhtelefonen, die zum unpassendsten Zeitpunkt (etwa in der Oper) klingeln und Verfolgungen un­gemein erschweren, und einem »cone of ­silence«, einer abhörsicheren Haube, unter der Gespräche nicht abgehört werden können – allerdings auch nicht geführt, weil ­keiner den anderen hört.

 

Bereits die Pilotfolge, noch in Schwarzweiß gedreht, verblüfft durch die schiere Menge bis heute gültiger Pointen, durch exaktes Timing und hohe Produktionsstandards: Brooks und Co-Creator Buck Henry haben mit »Get Smart« bereits das Fundament für »Police Squad!« und die daraus entstandenen »Nackte Kanone«-Filme gelegt – ach was, Fundament: den ersten Stock und große Teile der Inneneinrichtung haben sie gleich mitgeliefert! Das beginnt beim Vorspann, wenn Smart mit seinem schicken Wagen vor dem Hauptquartier vorfährt, das geht weiter bei der Figurenkonstellation inklusive Vorgesetztem und verrücktem Wissenschaftler, und auch die Dialoge könnten aus der Feder von Zucker/Abrahams/Zucker stammen: Ein Schurke hat soeben gegenüber Smart und seiner gutaussehenden Kollegin Agent 99 gestanden. Smart zu einem Unschuldigen: »That’s a good thing, because you and I were the last suspects left, and I was fairly sure about I.« Agent 99: »Me.« Smart: »You?! I ­never suspected you for a moment, 99!« ­Unschuldiger: »Oh, she ment I and me.« Smart: »You too?!«

 

Wer also wissen möchte, wem die »Nackte Kanone« praktisch alles zu verdanken hat (ist es Zufall, daß der »Get Smart«-Film von 1980 »The Nude Bomb« heißt?), dem sei dieser frühe Höhepunkt der US-Sitcom empfohlen, der bei uns unter dem Titel »Mini-Max oder Die unglaublichen Abenteuer des ­Maxwell Smart« im Fernsehen lief und unter diesem Titel auch auf DVD erhältlich ist.

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Ah, »Galileo«!

Über die Arbeit von Türsteher/innen berichtest Du: »Viele Frauen arbeiten sogar als Türsteherinnen«. Wir setzen noch einen drauf und behaupten: In dieser Branche sogar alle!

Schmeißen diese Erkenntnis einfach mal raus:

Deine Pointen-Bouncer von Titanic

 Du, »Hörzu Wissen«,

weißt, wie Werbung geht! Mit »Die Sucht zu töten« machtest Du so richtig Lust auf Deine aktuelle Ausgabe, um erläuternd nachzulegen: »Bestialisch, sadistisch, rätselhaft: Was Menschen zu mordenden Monstern macht – acht Täter und die Geschichten ihrer grausamen Verbrechen.«

Wer kann sich da der Faszination der »dunklen Welt der Serienkiller« noch entziehen? Aber am Ende, liebe Hörzu Wissen, ist in diesem Zusammenhang doch die Implikation Deines Slogans »Hörzu Wissen – das Magazin, das schlauer macht!« das Allergruseligste!

Da erschauert sogar

Die True-Crime-resistente Redaktion der Titanic

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg