Humorkritik | Oktober 2006
Oktober 2006
Schnauze bitte halten!
Es ist ja nun nicht so, daß man improvisieren müßte. Das könnte in der Tat schief gehen, auch bei talentierteren Comedians als Carolin Kebekus („Was guckst du?!“), Oliver Welke („7 Tage, 7 Köpfe“), dem großen, dicken, peinlichen Verlobten Tetje Mierendorf und dem noch unbekannteren Paul Panzer, der hauptberuflich Scherzanrufer ist und am besten als eine Art Ersatz-Kurt-Krömer zu beschreiben. Improvisieren ist eine Kunst; wer sie nicht beherrscht, läuft schnell Gefahr, Zoten für Witze zu halten und Geschrei für Komik. Damit das nicht passiert, hat auch eine Improvisations-Comedyshows wie „Frei Schnauze XXL“ (Samstag nachts auf RTL) eine Redaktion, die vor jeder Sendung Zeit genug hat, Szenen zu entwickeln, Set-Ups für Scherze zu finden, Pointen zu schreiben, die zu diesen Scherzen passen.
Warum nur tut sie das nicht? Warum müssen sich da Welke und Panzer durch eine „RTL Shop“-Parodie kaspern, in der Haarschuppen mit dem Mund vom Boden gesaugt werden, ein Mop als Perücke herhalten muß und, Höhepunkt der Witzigkeit, der eine den anderen durch einen Lampenschirm anbrüllt, um hinterher die „Pointe“ „Wir haben die Schuppen erschrocken“ anzubringen? Und warum darf ein Redakteur seinen Job behalten, der für eine „Pressekonferenz“, bei der der Akteur nicht weiß, zu welchem Gegenstand er spricht, das Thema „Ich war Lustsklave von Roberto Blanco“ wählt? Klimax der Publikumsraserei die Frage Mierendorfs: „Wie hält Ihr Körper das aus? Das muß doch auch mal wieder verheilen!“ Uahaha! In den Arsch gefickt! Von einem Neger!!
Warum ausgerechnet der dem Vernehmen nach ansonsten zurechnungsfähige Dirk Bach diesen Seich als dauergackernder Moderator zusammenhält, ist nicht das kleinste Rätsel dieser Sendung. Am Ende hält er sie für komisch.