Inhalt der Printausgabe

März 2005


Humorkritik
(Seite 6 von 6)

Lustige Lebensmittel
Aus Wien schreibt mir Jürgen Marschal: "Beileibe nicht alles, was im Fernsehen gut und lustig ist, ist ohne weiteres zu empfangen; einiges muß deshalb via Internet oder auf DVD geschaut werden. Im Fall der so billig wie charmant zusammen--geschusterten US-Cartoon-Serie ›Aqua Teen Hunger Force‹ lohnt sich dieser Umweg.
Es geht um Detektive, die faul, unfähig, kriminell und v. a. eines sind: lebensgroße anthropomorphe Fast-Food-Produkte: Frylock, eine schwebende Pommestüte mit Laseraugen, Master Shake, ein de-struk-tiver und egozentrischer Milchshake, sowie Meat-wad, ein zur Naivität neigender Hackfleischklops. Seit dem Jahr mit dem Terroranschlag erobern die drei Unsympathen der ATHF (die dritte Staffel ist seit kurzem als Import-DVD erhältlich) nun schon Kifferbuden und Merchan-diseläden in den USA. Der Plot der Serie ist schnell erzählt, weil kaum vorhanden: Nachdem anfangs noch miß-mutig und mehr oder weniger zufällig gefährlichen Forschern, Monstern oder Aliens das Handwerk gelegt werden mußte, um den Handlungsort New Jersey zu retten, konzentrieren sich die Mitglieder der ATHF in den jüngeren Episoden immer mehr auf persönliche Vorlieben wie im Internet surfen, am Swimming-Pool herumlungern oder fernsehen und vertreiben sich die übrige Zeit mit Streit. ›Wir konnten nicht einfach zu den Fernsehbossen gehen und sagen, wir wollen eine Trickserie machen, wo die Figuren nur rumsitzen und dann irgendwas passiert‹, erklären die ATHF-Masterminds Dave Willis und Matt Maiellaro die Wandlung von einem an-fangs surrealen Superantihelden-Cartoon zu einer surrealen Sitcom, in der - Gruß an Seinfeld - praktisch gar nichts mehr passiert.
Haufenweise gelungene und teilweise erst im Tonstudio improvisierte Oneliner und bizarre Geschehnisse während der meisten der jeweils 15minütigen Episoden hieven ATHF m.E. auf den Cartoon-Olymp neben die Simpsons und ›Family Guy‹, obwohl die Themen der einzelnen Episoden stets dieselben sind: Streit mit dem unsympathischen Nachbarn Carl (›Wenn Sie was brauchen, Sie wissen, an wen Sie sich wenden können - an sonstwen‹), Beziehungsprobleme (›Ich hatte nie Sex im gegenseitigen Einverständnis, ohne daß dabei Geld im Spiel war‹) und Aliens, die von einer besseren Welt berichten: ›Auf dem Mond dauern die Wochenenden jetzt die ganze Woche, und Arbeit ist langsam verschwunden. Wir kriegen Gehalt von der Regierung. Und wir kaufen davon Bier.‹"


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Kurze Anmerkung, Benedikt Becker (»Stern«)!

»Wer trägt heute noch gerne Krawatte?« fragten Sie rhetorisch und machten den Rollkragenpullover als neues It-Piece der Liberalen aus, v. a. von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, »Was daran liegen mag, dass der Hals auf die Ampelkoalition besonders dick ist. Da hilft so eine Halsbedeckung natürlich, den ganzen Frust zu verbergen.«

Schon. Aber wäre es angesichts des Ärgers der beiden Freien Demokraten über SPD und Grüne nicht passender, wenn sie mal wieder so eine Krawatte hätten?

Ebenso stilistisch versiert wie stets aus der Mode: Titanic

 Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Die Frage, weshalb Joe Biden in seinem hohen Alter noch mal für das Präsidentenamt kandidiert, anstatt sich zur Ruhe zu setzen, kommentieren Sie so: »Warum muss man eigentlich loslassen? Wenn man etwas gerne macht, wenn man für etwas lebt, dann macht man halt weiter, soweit man kann. Ich schreibe meine Bücher, weil es mir Spaß macht und weil ich nicht Golf spielen kann. Und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.«

Daran haben wir, Wickert, natürlich nicht gedacht, dass der sogenannte mächtigste Mann der Welt womöglich einfach keine Lust hat, aufzuhören, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dass ihn das Regieren schlicht bockt und ihm obendrein ein Hobby fehlt. Ja, warum sollte man einem alten Mann diese kleine Freude nehmen wollen!

Greifen Sie hin und wieder doch lieber zum Golfschläger statt zum Mikrofon, rät Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

Empfehlen Deine Blättchenfreund/innen von Titanic

 Eher unglaubwürdig, »dpa«,

erschien uns zunächst Deine Meldung, Volker Wissing habe nach dem tödlichen Busunglück auf der A9 bei Leipzig »den Opfern und Hinterbliebenen sein Beileid ausgesprochen«. Andererseits: Wer könnte die Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits noch erreichen, wenn nicht der Bundesverkehrsminister?

Tippt aufs Flugtaxi: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
08.05.2024 Wiesbaden, Schlachthof Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
09.05.2024 Zürich, Friedhof Forum Thomas Gsella
09.05.2024 München, Volkstheater Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
10.05.2024 Weil am Rhein, Kulturzentrum Kesselhaus Thomas Gsella