Inhalt der Printausgabe

Oktober 2003


Wurde auch Zeit:
SPD gibt auf (in Bayern)!
(Seite 5 von 5)

Sollten wir mehr auf Kompetenz setzen, auf den Kanzler oder auf Mitleid?
Kompetenz: 44%
Kanzler: 66%
Mitleid: 0%
Die Heidi und der Heinz? Wieczorek-Zeul und Heinz Müntefering? Liegen den ganzen Tag in der Bundestagssauna und lassen den Ortsverein Aschaffenburg mutterseelenalleine zugrunde gehen? Das entspricht ganz dem Bild, das sich ein wiederum fünfzigjähriger "selbständiger Vertretermensch" (Eigenwerbung) von "unseren" Politikern macht: Auf die Frage "Für was steht die SPD in Ihren Augen?" antwortet er einwandfrei kaustisch: "Für Politkarrierismus" und freut sich als Souverän auch sehr über ein Wahlplakat der SPD, wo angeblich eine Frau drauf ist, was ihm als "schwanzgesteuertem Menschen" natürlich ziemlich gut gefalle.

 
Retro-Schick pur: Die Dreißiger sind wieder da (z.B. ganz rechts)!

Plakate mit Weibern, damit können wir schwanzgesteuerten Menschen nicht dienen. Aber womit dann? Mit profundem Politverzicht, wie wir ihn an einem halben Aschaffenburger Nachmittag propagiert haben, kann der Durchschnittsbayer jedenfalls wenig anfangen: Sturheil rennt er alle fünf Jahre in Grundschule oder Mehrzweckhalle und wählt wie nicht ganz gescheit, am Ende sogar SPD. Einfach mal zu Hause bleiben, fernsehen und rauf auf die Mutti? Fehlanzeige! Andererseits juckt's ihn auch nicht groß, wenn sich die SPD offiziell und großformatig aus der politischen Konkurrenz verabschiedet. Tief verwurzelt scheint die latente Überzeugung, daß das schon recht und sehr in der Ordnung sei, tatsächlich hält uns niemand für verrückt oder wenigstens gefälscht. Entweder wird vor dem Sprüchlein "Guten Tag, die SPD in Bayern informiert!" von vornherein Reißaus genommen oder allerhand allgemeinpolitischer "Käse" (Rud. Völler) zu Transfergeld und Staatsmonopolkapitalismus geredet. Die Polizei ruft jedenfalls niemand - und das in Bayern!
Soll die SPD weiterhin Milliarden in den Osten schaufeln oder reicht das nicht langsam?
Weiter: 0%
Reicht: 100%
Dabei war doch unser Ziel ein durchaus hehres: die Wahlbeteiligung, die 1998 noch bei stattlichen 69,8 Prozent lag, noch um runde und komplett verschenkte 30 Sozenprozentpunkte zu senken, damit die CSU ohne lästige Zwischenrufe und kleine Anfragen mal in Ruhe durchregieren könne; und sich der "Magetfranz" (Franz Maget, 6.9.2003) samt Genossen schön ausruhen.
Aber dazu müßten die Heidi und der Heinz natürlich erst mal das Plakatekleben sein lassen.
 
Verlieren mit Haltung: Auf diesem Bild ist ein Woxelwähler versteckt.

Gärtner/Nagel

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Verehrte Joyce Carol Oates,

da Sie seit den Sechzigern beinah im Jahrestakt neue Bücher veröffentlichen, die auch noch in zahlreiche Sprachen übersetzt werden, kommen Sie vermutlich nicht dazu, jeden Verlagstext persönlich abzusegnen. Vielleicht können Sie uns dennoch mit ein paar Deutungsangeboten aushelfen, denn uns will ums Verrecken nicht einfallen, was der deutsche Ecco-Verlag im Sinn hatte, als er Ihren neuen Roman wie folgt bewarb: »›Babysitter‹ ist ein niederschmetternd beeindruckendes Buch, ein schonungsloses Porträt des Amerikas der oberen Mittelschicht sowie ein entlarvender Blick auf die etablierten Rollen der Frau. Oates gelingt es, all dies zu einem unglaublichen Pageturner zu formen. In den späten 1970ern treffen in Detroit und seinen Vorstädten verschiedene Leben aufeinander«, darunter »eine rätselhafte Figur an der Peripherie der Elite Detroits, der bisher jeglicher Vergeltung entkam«.

Bitte helfen Sie uns, Joyce Carol Oates – wer genau ist ›der Figur‹, dem es die elitären Peripherien angetan haben? Tragen die Leben beim Aufeinandertreffen Helme? Wie müssen wir uns ein Porträt vorstellen, das zugleich ein Blick ist? Wird das wehtun, wenn uns Ihr Buch erst niederschmettert, um dann noch Eindrücke auf uns zu hinterlassen? Und wie ist es Ihnen gelungen, aus dem unappetitlich plattgedrückten Matsch zu guter Letzt noch einen »Pageturner« zu formen?

Wartet lieber aufs nächste Buch: Titanic

 Aha bzw. aua, Voltaren!

Das wussten wir gar nicht, was da in Deiner Anzeige steht: »Ein Lächeln ist oft eine Maske, die 1 von 3 Personen aufsetzt, um Schmerzen zu verbergen. Lass uns helfen. Voltaren.«

Mal von der Frage abgesehen, wie Du auf die 1 von 3 Personen kommst, ist es natürlich toll, dass Du offenbar eine Salbe entwickelt hast, die das Lächeln verschwinden lässt und den Schmerz zum Vorschein bringt!

Gratuliert salbungsvoll: Titanic

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Grüß Gott, Businesspäpstin Diana zur Löwen!

Du verkaufst seit Neuestem einen »Anxiety Ring«, dessen »bewegliche Perlen« beim Stressabbau helfen sollen. Mal abgesehen davon, dass das einfach nur das hundertste Fummelspielzeug ist, kommen uns von ihren Nutzer/innen glorifizierte und zur Seelenerleichterung eingesetzte bewegliche Perlen an einer Kette verdächtig bekannt vor.

Ist für Dich natürlich super, denn auch wenn Du Deinen treuen Fans skrupellos das Geld aus der Tasche ziehst, in die Hölle kommst Du zumindest für diese Aktion sicher nicht.

Auch wenn dafür betet:

Deine Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg