Inhalt der Printausgabe

Oktober 2003


Wurde auch Zeit:
SPD gibt auf (in Bayern)!
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In schönstem bayerischen Weiß-Blau lacht der Himmel über Aschaffenburg, der unterfränkischen Erotikmetropole auf halbem Weg zwischen Frankfurt/M. und Würzburg. Da wo Herstall-, Friedrich- und Goldbachstraße sich treffen und das Portal zu einer auch unter urbanen Gesichtspunkten niederschmetternden Fußgängerzone bilden, steht, zwischen Oviesse und Schuh-Tack, unser feuerrotes SPD-Mobil. Zu Propagandazwecken haben wir was draufgeschrieben, nämlich "Wir geben auf. SPD" und "Mit Anstand verlieren. SPD". Unser Kalkül: Einfach mal gucken, was passiert, wenn wir das tun, was die bayerischen Sozialdemokraten insgeheim auch gerne täten: Die demokratische Flinte mal schön weit ins Korn werfen, bei angekündigten 60 Prozent für Stoiber und nicht der allergeringsten Chance, in den nächsten hundert Jahren so was Abseitiges wie "Regierungsverantwortung" zu übernehmen. Schon gar nicht mit einem spitzen Spitzenkandidaten wie dem Bökelklon Franz Maget (SPD).

 
"Darf ich Sie mal was fragen?" - "Nein." - "Och bitte!"

Doch wer ist dieser Franz Maget überhaupt? Bekannt ist nur soviel, daß er irgendwann nach dem Krieg als Kind zweier Eltern unter Schmerzen geboren wird und hernach recht zügig aufwächst. Im übrigen Schulbesuch, gelegentliche Erektionen und, schlimmer noch, SPD. Im Bezirkstag von Oberbayern erwirbt sich der junge Kommunist erste Meriten durch synkopisches Schnarchen und obszöne Zwischenrufe; legendär wird seine Art, sich am Telefon zu melden: "Hallo, hier Maget." Aber das ist eben Rock'n'Roll, dem sich der Magetfranz schon früh mit Haut und Nasenhaaren verschreibt: "Wir hörten die Doors, die Rolling Stones oder Stimmen
Wann ist mit einem Wahlsieg der SPD in Bayern zu rechnen?
2011: 11%
2020: 22%
nie: 67%
und gingen früh zu Bett." Sein "erstes Mal" beschreibt der Wahlmilbertshofener errötend so: "Die langweiligsten zehn Sekunden meines Lebens." Schon früh ausgeprägt ist seine Leidenschaft für Sozialpolitik: Ob Kindergeld oder Rentenscheiße, stets steht Franz Maget auf Seiten der Kleinen und Schwachen, i.e. auf seiner eigenen. Unvergessen sein Redebeitrag am 4.10.1992 im Bayerischen Landtag zu irgendeinem Thema. Ein Mann, wie geschaffen für das Amt des zweiten Kassenwarts bei der SpVg. Waldmichelbach - und natürlich für das des bayerischen Ehrenoppositionsführers. Deswegen ja: "Wir geben auf. SPD"
 
Nicht im Bild: Zwölf nackte Weiber (SPD).


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt