Inhalt der Printausgabe
Oktober 2003
Vom Fachmann für Kenner (Seite 16 von 16) |
Bibel heute In profaner S-Bahn - wer nur hätt' es dort erwartet - war sie zu erschauen: Eine junge Frau, zott'ges Haar, grobmasch'ger Pulli, auf ihren schorf'gen Knien ein Armeeränzel (Tornister), auf diesem wiederum die Heil'ge Schrift, in welcher sie mit dickem Leuchtfilzer und Leidenschaft Wichtiges von wen'ger Wicht'gem schied, und hiebei, trotz ringdurchbohrter Lippe, manch hübsche Kaugummiblase gebar. Plötzlich aber - der Zug, in einem Bahnhof stehend, gab gerade das Signal zur Weiterfahrt - sprang sie wie von Gottes Finger angerühret auf und schrie: "Scheiße, Zoo!" und: "Mann, ick darf nich imma Bibel lesen!" und wollte justament ins Freie springen - da aber war die Tür schon wieder leider zu. Ihren Unwillen darob bekundete die von höherer Gewalt auf ihren Platz Zurückverwiesene durch einen dumpfen Fausthieb gegens Türfenster sowie durch besonders plauziges und eingeschnapptes Sich-auf-den-Sitz-fallen-Lassen. Bereits in der nächsten Minute ward die Gottergebene beim Schwarzfahren erwischt. Man siehet hieraus doch recht deutlich wieder: Der Teufel steckt meist im Abteil. Claudio Gutteck
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