Inhalt der Printausgabe
Januar 2003
Humorkritik
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Nazikomödien Bonustrack |
Denn: Gab es je komikträchtigere Verhältnisse in der deutschen Geschichte? Gerade blättere ich in Albert Speers "Spandauer Tagebüchern" und lese unter dem 7. September 1956: "Nachmittags vor dem Hinausgehen in den Hof mußten wir heute auf Heß warten. Als Heß endlich eintraf, meinte Dönitz: ›Wenn ich, Herr Heß, für jede Stunde, die ich in den elf Jahren auf Sie warten mußte, eine Mark bekommen hätte, wäre ich ein reicher Mann.‹ Worauf Heß ohne Zögern erwiderte: ›Und wenn ich, Herr Dönitz, für jedes unnütze Wort, das Sie in den elf Jahren an mich gerichtet haben, nur einen Pfennig bekäme, wäre ich viel reicher als Sie.‹ - Neuerdings zeigt Dönitz seine Verärgerung über die Vorzugsbehandlung von Heß, indem er vom ›Herrn Baron‹ spricht. In den letzten Tagen hat er sogar die Gewohnheit angenommen, sich zehn Schritte vor Heß hinzustellen und ihn minutenlang zu fixieren. Manchmal stelle ich mich dann neben Heß und fixiere ihn meinerseits, worauf er mit dieser Ungezogenheit aufhört" - und über diese Herrenmenschlein soll ich nicht lachen dürfen? Worüber denn dann? |
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