Inhalt der Printausgabe
September 2002
Wahl 2002 Im Schatten des Gatten (Seite 7 von 7) |
Dann geht der Gerd aus dem Haus und kommt erst spät in der Nacht wieder; wenn überhaupt. Ein Schicksal, das die beiden Frauen teilen. Während sich der Tag recht angenehm mit der Eröffnung von Behindertenheimen, Frauenzeitschriftenlesen und Lippenstiftklauen vertreiben läßt, sind ihre Abende oft einsam. Karin Stoiber wartet dann bis in den frühen Morgen auf ihren "Edelmann", um noch ein Viertelstündchen mit ihm über Querfinanzierung qua Bundeszuschuß, Umlagefinanzierungsmodellvorhaben oder die stinklangweiligen Kinder zu reden, die wieder mal überhaupt nichts angestellt haben. Doris geht lieber früh zu Bett und masturbiert bis zur Bewußtlosigkeit bzw. liest ein schlechtes Buch über Pferde oder SPD. Nach der Wahl, das wissen sie beide, wird sich an ihrem Leben nichts ändern. "Ach wissen Sie", sagt Karin Stoiber, beklatscht müde ihren Mann, der eben in Tölz die Bühne verläßt, und steckt sich eine Marlboro an der letzten an, "die Ehe ist wie ein Auto: Vorne hupt's und hinten stinkt's. Und irgendwann steht man im Reformstau und denkt: Das rechte ist das Gaspedal, Edmund!"
Als ob der das nicht wüßte.
Stefan Gärtner/Oliver Nagel
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