Inhalt der Printausgabe

April 2002


Schröders liebe Nachbarn
TITANIC-Telefon-Terror
(Seite 5 von 5)


Frau Vogt
"Ich grüße nicht!"

TITANIC ...haben Sie schon mal links- oder rechtsextrem gewählt?
Vogt (angewidert) Nein, ich bin jetzt im 90sten Lebensjahr und hab immer nur rechts gewählt, CDU!
TITANIC Und genau das würden wir gerne so ein bißchen ändern. Der Bundeskanzler würde es gerne sehen, wenn in dem Stadtviertel, in dem er wohnt, geschlossen SPD gewählt würde!
Vogt (lacht überlegen) Jahaha, das kann schon sein, daß er sich das wünscht, aber das ist nicht meine Absicht! Wissen Sie, ein Mann, der viermal die Treue verspricht und davon dreimal... Also bei der kirchlichen Trauung, da verspricht man doch Treue, und er hat jetzt in seiner Antrittsrede, da hat er doch auch unterlassen zu sagen "So wahr mir Gott helfe".
TITANIC Das stimmt, dagegen kann ich jetzt nichts sagen. Aber wenn er doch erst beim vierten Mal die richtige Frau trifft.
Vogt (streng) Naja, das kann er ja wohl vorher sich aussuchen! Dreimal, also viermal heiraten und... Kinder hat er ja auch nicht, eigene Kinder.
TITANIC Das stimmt auch.
Vogt (lässig) Vielleicht ist er impotent, aber das soll mir egal sein!
TITANIC (leicht schockiert) Gute Güte! Davon sagen Sie aber der Presse gegenüber nichts!
Vogt Nein, ich sage nichts, das muß er selbst wissen. Also so sehr interessiert mich Herr Schröder nicht, aber ich bin ein Christ und ich gehe zur Kirche und...
TITANIC (vertraulich) Also unter uns, Schröder braucht Gott auch nicht für seine Ehe, sondern für seine Politik!
Vogt (störrisch) Also mich hat das mit der Vereidigung gestört!
TITANIC Vielleicht hat er das nur vergessen?
Vogt Neinnein, so was macht man mit Bedacht. Ich lebe mein Leben seit 90 Jahren...
TITANIC (energisch) So, halt, jetzt aber noch ein paar Fragen. Wie würden Sie sich verhalten, wenn Sie Bundeskanzler Schröder alleine auf dem Bürgersteig begegnen?
Vogt Ich, äh, ich erwarte von ihm so viel Formen, daß der Herr zuerst grüßt! Oder? Früher war es so: Ich begegnete auf meinem Dienstweg, ich war 30 Jahre lang in Cuxhaven, da arbeitete ich, und dann kam der Krieg, und dann waren meine Freundin und ich froh, daß wir Wohnung und Arbeit hatten, ich hatte zwei Schwestern, die sind beide gestorben...
TITANIC (freundlich) Entschuldigung, Frau Vogt, aber Sie wollten gerade erklären, wer zuerst grüßt.
Vogt (seufzt) Ja, das ist so 'ne Sache.
TITANIC Kommt es drauf an, wer von links kommt?
Vogt Ja, nein, es gibt da eine Regel!
TITANIC Also normalerweise grüßt der Herr zuerst. Also Sie würden erwarten, daß der Herr Bundeskanzler diese Umgangsformen an den Tag legt?
Vogt (wird lauter) Ja, das würde ich, ich denk ja gar nicht dran, zuerst zu grüßen! Ich bin im 90sten Jahr, und da ist es Form und üblich, daß die Jungen die Älteren grüßen!
TITANIC Das stimmt! Jetzt muß ich noch mal fragen: Wie würden Sie denn reagieren, wenn der russische Präsident Putin dabeiwäre und Sie begegnen den beiden?
Vogt (im Brustton der Überzeugung) Ich würde nicht grüßen! Denn die Formen, die bleiben ja doch die gleichen, auch wenn's sonst wer ist!
TITANIC Und wenn es der amerikanische Präsident wäre?
Vogt (begeistert) Nein, den würde ich auch nicht grüßen! Jemand, der sich mit mir nicht bekannt gemacht hat, nicht! Als ich hier eingezogen bin, diese Straße ist ja erst sehr spät gebaut worden, früher war das ja alles freies Feld hier, gehörte einem Bauern, ich habe ja mal im Cäcilienstift als Säuglingsschwester gearbeitet...
TITANIC Frau Vogt, wie würden Sie reagieren, wenn der Bundeskanzler mit dem russischen Präsidenten Putin und dem amerikanischen Präsidenten vorbeikommen würde, und Sie sind gerade am Garten da?
Vogt (ungebrochen) Ich grüße nicht! Wer sich bei mir nicht vorgestellt hat, den grüße ich nicht! Die Formen gelten genauso wie früher, als ich hier eingezogen bin oder als ich 18 Jahre alt war...
TITANIC Gut, andere Frage, Frau Vogt, entschuldigen Sie, daß ich Sie unterbreche: Okay! Aber was wäre wenn... Bundeskanzler Schröder und der Papst bei Ihnen vorbeikämen?
Vogt (aufmerksam) Der Papst? Haha, das würde ja gar nicht passieren!
TITANIC Gut, das ist jetzt eine hypothetische Frage, aber was wäre dann? Würden Sie grüßen oder nicht?
Vogt Das weiß ich nicht. Da bin ich nicht ganz sicher! (Pause) Wenn es der Papst wäre...
TITANIC Gut, dann noch eine letzte Frage: Würden Sie grüßen, wenn Kaiser Wilhelm mit Schröder bei Ihnen vorbeikommen würde?
Vogt (fröhlich) Ich glaube nicht! Ich würde ihn mir nur ansehen, nicht, hahaha...

Also eins jedenfalls wissen wir jetzt: Der impotente, ungläubige Kanzler Schröder und seine (vierte!) Frau werden es mit den Autobesitzern, Waffenerben und älteren Damen in diesem Viertel nicht ganz einfach haben; selbst wenn sie den Papst und Kaiser Wilhelm persönlich zur Unterstützung mobilisieren. Und das ist schön so!


PS: Nur für den Fall, daß Frau Vogt den merkwürdigen Anruf schon wieder vergessen haben sollte, kann sie sich ihre Kernaussagen zum Thema "Grüßen" unter www.titanic-magazin.de noch einmal anhören. Sie natürlich auch.
(Martin Sonneborn)


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Sie, Romancier Robert Habeck,

Sie, Romancier Robert Habeck,

nehmen Ihren Nebenjob als Wirtschaftsminister wohl sehr ernst! So ernst, dass Sie durch eine Neuauflage Ihres zusammen mit Ihrer Ehefrau verfassten Romans »Der Tag, an dem ich meinen toten Mann traf« versuchen, fast im Alleingang dem darniederliegenden Literaturmarkt auf die Sprünge zu helfen. Könnten Sie sich als Nächstes das Zeitschriftensterben vorknöpfen?

Fragt Titanic

 Keine Übertreibung, Mathias Richling,

sei die Behauptung, dass die Ampel »einen desaströsen Eindruck bei jedermann« hinterlasse, denn in den vielen Jahren Ihrer Karriere, so schilderten Sie’s den Stuttgarter Nachrichten, hätten Sie es noch nie erlebt, »dass ohne jegliche pointierte Bemerkung allein die bloße Nennung des Namens Ricarda Lang ein brüllendes Gelächter auslöst«.

Aber was bedeutet das? »Das bedeutet ja aber, zu Mitgliedern der aktuellen Bundesregierung muss man sich nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen.« Nun beruhigt uns einerseits, dass Ihr Publikum, das sich an Ihren Parodien von Helmut Kohl und Edmund Stoiber erfreut, wohl immerhin weiß, wer Ricarda Lang ist. Als beunruhigend empfinden wir hingegen, dass offenbar Sie nicht wissen, dass Lang gar kein Mitglied der aktuellen Bundesregierung ist.

Muss sich dazu nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen: Titanic

 Damit hast Du nicht gerechnet, »Zeit online«!

Als Du fragtest: »Wie gut sind Sie in Mathe?«, wolltest Du uns da wieder einmal für dumm verkaufen? Logisch wissen wir, dass bei dieser einzigen Aufgabe, die Du uns gestellt hast (Z+), erstens der zweite Summand und zweitens der Mehrwert fehlt.

Bitte nachbessern: Titanic

 Huhu, »HNA« (»Hessische/Niedersächsische Allgemeine«)!

Mit großer Verblüffung lesen wir bei Dir in einem Testbericht: »Frischkäse ist kaum aus einem Haushalt in Deutschland wegzudenken.«

Och, Menno! Warum denn nicht? Und wenn wir uns nun ganz doll anstrengen? Wollen wir es denn, HNA, einmal gemeinsam versuchen? Also: Augen schließen, konzentrieren und – Achtung: hui! – weg damit! Uuuund: Futschikato! Einfach aus dem eigenen Haushalt weggedacht. Und war doch überhaupt nicht schlimm, oder?

Es dankt für die erfolgreiche Zusammenarbeit und hofft, einen kleinen Denkanstoß gegeben zu haben, wenn nicht gar einen Wegdenkanstoß: Titanic

 Ganz, ganz sicher, unbekannter Ingenieur aus Mittelsachsen,

dass Du Deine Verteidigungsstrategie nicht überdenken willst? Unter uns, es klingt schon heftig, was Dir so alles vorgeworfen wird: Nach einem Crash sollst Du einem anderen Verkehrsteilnehmer gegenüber handgreiflich geworden sein, nur um dann Reißaus zu nehmen, als der Dir mit der Polizei kommen wollte.

Die beim wackeren Rückzug geäußerten Schmähungen, für die Du nun blechen sollst, wolltest Du vor dem Amtsgericht Freiberg dann aber doch nicht auf Dir sitzen lassen. Weder »Judensau« noch »Heil Hitler« willst Du gerufen haben, sondern lediglich »Du Sau« und »Fei bitter«. Magst Du das nicht noch mal mit Deinem Rechtsbeistand durchsprechen? Hast Du im fraglichen Moment nicht vielleicht doch eher Deinen Unmut über das wenig höfische Verhalten des anderen Verkehrsteilnehmers (»Kein Ritter!«) geäußert, hattest Deinen im selben Moment beschlossenen Abschied von den sozialen Medien (»Bye, Twitter!«) im Sinn, oder hast gar Deiner verspäteten Freude über die olympische Bronzemedaille des deutschen Ruder-Achters von 1936 (»Geil, Dritter!«) Ausdruck verliehen?

Nein? Du bleibst dabei? Und würdest dafür sogar ins Gefängnis gehen (»Fein, Gitter!«)?

Davor hat fast schon wieder Respekt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Hellseherisch

Morgen ist einfach nicht mein Tag.

Theo Matthies

 3:6, 6:7, 0:6

Der Volontär in der Konferenz der Sportredaktion auf die Bitte, seine Story in drei Sätzen zu erzählen.

Ronnie Zumbühl

 Süße Erkenntnis

Für jemanden, der Pfirsich liebt, aber Maracuja hasst, hält die Welt viele Enttäuschungen bereit.

Karl Franz

 Nachwuchs

Den werdenden Eltern, die es genau mögen, empfehle ich meinen Babynamensvorschlag: Dean Norman.

Alice Brücher-Herpel

 Dilemma

Zum Einschlafen Lämmer zählen und sich täglich über einen neuen Rekord freuen.

Michael Höfler

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Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
06.12.2023 Oldenburg, Wilhelm 13 Bernd Eilert mit Sandra Kegel und Klaus Modick
06.12.2023 Berlin, Das ERNST Hauck & Bauer mit Kristof Magnusson
07.12.2023 Bad Homburg, Kulturzentrum Englische Kirche Pit Knorr & Die Eiligen Drei Könige
09.12.2023 Leipzig, Kupfersaal Martin Sonneborn mit Gregor Gysi