Inhalt der Printausgabe

Juli 2001


Die gerngelesene Geschichte
Herr Tötenses am Abgrund

(Seite 4 von 5)

An Schicksal mochte Tötenses so wenig glauben wie an Zufall, er glaubte, wünschte und erhoffte gar nichts mehr. Fakt war einerseits, daß Üschken und seine Mutter ihm fortan entgegenlärmten, wenn er das Café betrat, und schreiend blieben, bis er ging; daß andererseits eine Verlegung der Babypause völlig ausschied, da Ehefrau Janet neuerdings den kompletten Morgen für Wurst- und Fleischwurfsendungen des lokalen Supermarkts Modell stand oder, auf einem in die heimische Diele plazierten Übungslaufsteg, die berufsübliche Mimik und Grazie probte. Ihr kaum entlohnter Job brachte Geld, auf das die Familie angewiesen war; und sparte gar noch welches¸ weil Janet sich innerhalb von drei Monaten von knapp 130 auf von Edeka gewünschte 70 Pfund herunterhungerte.
Derweilen ward das Babypausenduo immer lauter, dümmer und, je öfter Tötenses es leidend ansah, immer häßlicher, ja rattiger. Andere Kleidung als das tägliche Kostüm aus schwarzem Kunstspeckledermantelsack und fransiger Bluejeans schien das fettlanghaarige Kohlenpottdesaster sowenig zu besitzen wie die Tochter, die jedwede Kleinmädchencharmepotenz mit Füßen trat und dank abgefressenem Kurzhaarschädel, übergroßen Greisenohren und kantigem Killerkinn samt muttergleich strumpfdummer Augen- und Gehirnpartie wahrhaft empörend war, ästhetisch und sexuell schon jetzt vollkommen überflüssig, wertlos - das andere Geschlecht, fand Tötenses insgeheim ja längst, hatte gefälligst schön und aberschön daherzukommen und büßte, im Verweigerungsfall, Daseinsgrund und raison d'être rundweg ein!
Freilich und der Wahrheit wegen: Tötenses genoß es. Genoß die exklusive Häßlichkeit und krawalleske Dummheit des Gespanns als so to say hochverdientes Spiegelbild der eigenen Glücks- und Hoffnungsferne - "Ich Arschloch hab's exakt verdient", dachte trinkend Tötenses und registrierte froh, wie ein Gläschen Magensäure blasig hochstieg und am Zäpfchen kitzelte, "meine Existenz ist allemal vernichtet!" Überhaupt wurden die zwei Arschkrampen, wurden beide Pestweiber ihm zuzeiten beinah lieb, heilig, Gratisvorlage einer sensuellen Dauerselbstauspeitschung, gerechte Strafe, dachte Tötenses, für die Fünflinge, seinen Rückzug ins strukturgewandelte und um so strahlender verfaulende Revier als solches!
Eines allerdings kroch Tötenses immer stärker ins Bewußtsein, ließ ihn anfangs linde kribbeln und alsbald in Planung übergehen: So sicher nämlich das dank purster Blödheit und debilia santa überwibbelige Gör und Slumtier im Café umherwibbelte und von der Muttersau permanent daran gehindert werden mußte, blind blökend auf die Straße zu eiern: so sicher wurde just dieser vierspurige Hauptverkehrsweg zweiminütlich von Straßenbahn und Bus befahren und immerhin in halber Breite regelrecht durchbrettert; m.a.W.: Bereits eine kurze Mutter-Außerkraftsetzung konnte, bei Gott: mußte fürchterlichste Folgen zeitigen...


   1 | 2 | 3 | 4 | 5   


Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

 Weiter so, uruguayischer Künstler Pablo Atchugarry!

Eine angeblich von Ihnen geschaffene Bronzeskulptur im englischen Cambridge soll an Prinz Philip erinnern, der dort von 1977 bis 2011 Kanzler der Universität war. Allerdings wird das Kunstwerk, das im Auftrag eines reichen Bauträgers angefertigt wurde, von vielen als verunglückt empfunden und zieht seit nunmehr zehn Jahren Spott auf sich.

Dass Sie mittlerweile die Urheberschaft leugnen, um Ihr Renommee als Künstler zu schützen, ist zwar verständlich, aber aus unserer Sicht völlig unnötig. Wenn sich das Konzept durchsetzt, lästige Promis, die uns über Jahrzehnte viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, mit langlebigen Schrott-Monumenten zu schmähen, werden Sie sich vor Aufträgen bald kaum noch retten können. Und das Beste: Weil andere Großkopferte sich mit ihren Eskapaden zurückhalten würden, um nicht von Ihnen verewigt zu werden, sorgten Sie auch noch für Ruhe und gesellschaftlichen Frieden.

Hofft, dass dieser Vorschlag einen Stein ins Rollen bringt: Titanic

 Helen Fares, c/o »SWR« (bitte nachsenden)!

Sie waren Moderatorin des Digital-Formats MixTalk und sind es nun nicht mehr, nachdem Sie ein launiges kleines Video veröffentlicht haben, in dem Sie zum Boykott israelischer Produkte aufriefen, mit Hilfe einer eigens dafür programmierten App, die zielsicher anzeigt, wo es in deutschen Supermärkten noch immer verjudet zugeht (Eigenwerbung: »Hier kannst Du sehen, ob das Produkt in Deiner Hand das Töten von Kindern in Palästina unterstützt oder nicht«).

Nach Ihrem Rauswurf verteidigten Sie sich in einem weiteren Video auf Instagram: »Wir sind nicht antisemitisch, weil wir es boykottieren, Produkte von Unternehmen zu kaufen, die Israel unterstützen. Ein Land, das sich vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Genozid verantworten muss, weil es Zehntausende von Menschen abgeschlachtet hat.« Da sich aber auch Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Beihilfe zum Genozid verantworten muss, war Ihre Kündigung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ja ohnehin einvernehmlich, oder?

Kann es sich nicht anders vorstellen: Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.05.2024 Mettingen, Schultenhof Thomas Gsella
03.05.2024 Stuttgart, Im Wizemann Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
04.05.2024 Gütersloh, Die Weberei Thomas Gsella
04.05.2024 Jena, F-Haus Martin Sonneborn mit Sibylle Berg