Inhalt der Printausgabe
Dezember 2001
Der Mann in den Bergen (Seite 7 von 7) |
Als wir schon aufbrechen wollen, klingelt es an der Tür: Oma Mülla schaut auf einen Sprung vorbei. Sie hat ihre Gitarre mitgebracht, Osama begleitet sie auf dem MG, und schon erfüllen Weisen aus dem Morgenland den Raum: "Baby Baby, baller baller" und "Da steht eine 747 auf dem Flur". Wir wundern uns: Ist Musik nicht verboten? "Als Musik kann man das Gejaule doch weiß Allah nicht bezeichnen!" schmunzelt der weltbekannte Alleinunterhalter und schießt einen Dominantseptakkord in die Wand, daß Oma Mülla der Kopfputz von der (Schädel-)Decke fällt. "Allahu akbar, wir gehn jetzt in die Sackbar!" kreischt der Wüstensatan dann zum Glück doch nicht, sondern macht uns sogar ein Abschiedsgeschenk: eine handgekloppelte Landestracht Prügel für jeden. "Tschüß, ihr ungläubigen Ratten! Und immer dran denken: Die Vereinten Nationen sind ein Werkzeug des Verbrechens, und wer Kabul mit h schreibt, ist schwul. Übrigens könnt ihr die Augenbinde jetzt runternehmen." Verlassen stehen wir in der Wüste. Der Jeep, der uns abholen soll, hoppelt in Sichtweite über eine Mine und explodiert lautlos. In der Ferne ziehen B52-Bomber majestätisch durch den Abendhimmel, und wir müssen an ein arabisches Sprichwort denken: Mit wem du gelacht hast, magst du vergessen - von wem du 700 Stockschläge bekommen hast, nie. Insch'allah. |
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