Inhalt der Printausgabe
Dezember 2001
Der Mann in den Bergen (Seite 5 von 7) |
Beherrscht wird die Wohnhöhle, wie überall sonst in der freien Welt auch, von einem großdimensionierten Fernseher. "Am liebsten sehe ich ›Attentatort‹ mit Robert Volkszorn, aber auch ›Explosiv‹ oder ›Kochduell‹", erklärt der charismatische Hindukusch-Hitler, "aber natürlich nur ohne Bild - dieses brunzdumme Bilderverbot, Sie wissen ja…" Seine Lieblingsfernsehzeitschrift "TV Weghören und Wegsehen" hat er deswegen immer griffbereit, und gibt es mal nichts im Fernsehen, darf es auch ein gutes Buch sein, jedenfalls eins ohne Bilder. In der umfangreichen Bibliothek in der Grotte nebenan findet der Kenner auch die großen Werke der westlichen Literatur: "Ein weites Schlachtfeld", "Doktor Panzerfaustus", "Gruppenbild ohne Dame" und Hamsuns "Hunger". Hier steht auch der Schreibtisch des vitalen Moslem-Bösewichts, und da herrscht ein heiliges Durcheinander: offene Rechnungen mit George W. Bush und Tony Blair stapeln sich neben Quittungen für den westlichen Imperialismus und alten Versicherungsprospekten: "Hoffentlich Nordallianzversichert!" deklamiert Osama bin Laden gekonnt ironisch und diktiert noch schnell ein Telegramm an seinen Siezfreund Mullah Omar (den er im religiösen Rausch schon mal "Oma Mülla" nennt) und bittet ihn, seine Drittfrau Achmed von der Schule abzuholen. |
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