Inhalt der Printausgabe
Dezember 2001
Der Mann in den Bergen
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Geschlagene zwei Sekunden reden wir dann über die Rechte der Frauen, den heißen Modeherbst und Schweinebraten mit Rotkohl. Dabei sitzen wir einem hochsensiblen Mann gegenüber, dem man seine schwere Kindheit durchaus ansieht: Schon früh läßt sich der Vater von zwei seiner 17 Frauen scheiden, der Lieblingsbruder stirbt an einer vergifteten Gewehrkugel, anschließend nimmt Vater Laden Klein-Osama kurzfristig das Maschinengewehr und die Platin-Kreditkarte weg. Mit 14, so erzählt er uns, habe er seiner Mutter 150 Stockhiebe aus Gold geschenkt und sich mit einem Bauchladen selbständig machen dürfen. Damals waren Bäuche Mangelware, die Umsätze von "Ossi's Bauchläd'chen" entsprechend groß. Mit dem Bau von Eselsbrücken macht er in den nächsten Jahren ein Vermögen, und je reicher er wird, desto drängender empfindet er seine soziale Verantwortung - schließlich ist Barmherzigkeit neben Bartwuchs, Suppe, Stockhieben und Scheckkartenbetrug eine der sog. fünf Säulen des Islam. "Wie sagen Sie als Christen? Geben ist seliger denn Nehmen. Das war von Anfang an meine Devise. Vor allem in puncto Stockhiebe. Nehmen Sie nur, es sind noch genügend da!" Gerührt und ein bißchen verlegen angesichts so unbedingter Gastfreundschaft bedanken wir uns für den Nachschlag und halten auch noch die rechte Niere hin. Soviel Dialog muß sein. |
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