Inhalt der Printausgabe

April 2001


MIR-Alarm in Bleicherode!
(Seite 4 von 8)

Herr T.
Alt-Krenzlin

TITANIC ...und Ihr Nachbar hat mich jetzt an Sie verwiesen, Sie hätten da eine freie Fläche.
Krenzlin Nee, das ist 'ne freie Fläche von der LPG, aber groß ist die auch nicht, 5 Hektar. Also wenn da was runterkommt, das trifft bestimmt ein Gebäude, haha.
TITANIC (mürrisch) Was stehen denn da für Gebäude, sind die teuer?
Krenzlin Ja, die Kuhställe und die Dorfhäuser drum herum. (Vorwurfsvoll) Ich find das ja unheimlich witzig, warum haben Sie denn das nicht besser im Griff? Also hier bei uns am Haus hätte ich das nicht so gerne! Das ist eine relativ kleine Fläche, wissen Sie…
TITANIC Aber Sie wissen, daß das meiste in der Atmosphäre hängenbleibt, das verglüht ja…
Krenzlin (bedeutsam) Ja, das hab ich schon mitgekriegt.
TITANIC Vielleicht kommt da nicht so viel, das pfeift einmal und dann knallt's, und wenn wir Glück haben, ist das nicht größer als ein Kühlschrank oder eine Betonmischmaschine.
Krenzlin (interessiert) Aha? Wann ist das? Morgen?
TITANIC Nein, am 18. erst.
Krenzlin (kämpferisch) Tja, dann wollen wir mal den Stahlhelm aufsetzen, was?

Halt, Moment, wieso Stahlhelm? Hat hier irgend jemand was von Krieg gegen Polen gesagt? Vielleicht sollten wir doch noch ein zweites Dorf in die engere Wahl ziehen. Z.B. Bleicherode!

Frau K.
Bleicherode

TITANIC Sonneborn von der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrttechnik. Wir suchen einen größeren Platz in Ihrer Umgebung...
Bleicherode Ja, da kann ich Ihnen auch nicht weiterhelfen! Aber schönen Dank!

Kein besonders ermutigender Auftakt! Aber schließlich geht es um unsere Häuser, Autos, Kinder und Gaststätten. Bleiben wir also am Ball.

Schöne Gegend

 
Herr A.
Bleicherode

TITANIC ...und wir möchten natürlich das Schlimmste verhindern und sicherstellen, daß keine wertvollen Dinge zu Bruch gehen. Deswegen denken wir ja auch gerade an Bleicherode, nach dem Eichsfeld kommt ja schon Westdeutschland, Kassel und so. Das hätten wir nicht so gerne, daß da so was reinkracht.
Bleicherode (beleidigt) Hier in Bleicherode stehen auch Sachen!
TITANIC Ja, aber… Haben Sie denn überhaupt einen größeren Platz?
Bleicherode (zögernd) Also das Fußballfeld.
TITANIC Steht da irgendwas Wertvolles drum herum? Wertvolle Kulturgüter oder seltene Tiere?
Bleicherode Nein, nur ganz normal.
TITANIC Eine teure Kirche haben Sie auch nicht, schätze ich.
Bleicherode Zwei, 'ne evangelische und 'ne katholische.
TITANIC Aber die sind doch wahrscheinlich schon älter, oder?
Bleicherode Ja, schon älter.
TITANIC Und eine würde doch im Notfall auch reichen, was? Ist da denn viel Betrieb?
Bleicherode Nein, eigentlich nicht.
TITANIC Wir können das nämlich nur auf ein paar 100 Meter genau steuern.
Bleicherode (drohend) Was? Aber nicht hier über Bleicherode!
TITANIC Doch, wo denn sonst?
Bleicherode (verärgert) Und da soll man in' Keller gehen? Jetzt halten Sie mal ein bißchen die Luft an!
TITANIC Das ist doch lediglich ein theoretisches Szenario, das meiste verglüht doch in der Atmosphäre! Bis auf ein paar kleine Sachen vielleicht.
Bleicherode Sie sind wohl verrückt! Wir haben da kein Interesse dran! (Legt auf)

Wie, verrückt?! Grob geschätzte 60 Prozent Arbeitslosigkeit im Ort, aber an einer kleinen Beschäftigungstherapie - Trümmer wegräumen, Dorf wieder aufbauen - haben sie kein Interesse. Hier sollte das Arbeitsamt reagieren!

Martin Sonneborn


   1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8   


Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

 Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Die Frage, weshalb Joe Biden in seinem hohen Alter noch mal für das Präsidentenamt kandidiert, anstatt sich zur Ruhe zu setzen, kommentieren Sie so: »Warum muss man eigentlich loslassen? Wenn man etwas gerne macht, wenn man für etwas lebt, dann macht man halt weiter, soweit man kann. Ich schreibe meine Bücher, weil es mir Spaß macht und weil ich nicht Golf spielen kann. Und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.«

Daran haben wir, Wickert, natürlich nicht gedacht, dass der sogenannte mächtigste Mann der Welt womöglich einfach keine Lust hat, aufzuhören, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dass ihn das Regieren schlicht bockt und ihm obendrein ein Hobby fehlt. Ja, warum sollte man einem alten Mann diese kleine Freude nehmen wollen!

Greifen Sie hin und wieder doch lieber zum Golfschläger statt zum Mikrofon, rät Titanic

 Warum, Internet?

Täglich ermöglichst Du Meldungen wie diese: »›Problematisch‹: Autofahrern droht Spritpreis-Hammer – ADAC beobachtet Teuer-Trend« (infranken.de).

Warum greifst Du da nicht ein? Du kennst doch jene Unsichtbar-Hand, die alles zum Kapitalismus-Besten regelt? Du weißt doch selbst davon zu berichten, dass Millionen Auto-Süchtige mit Dauer-Brummbrumm in ihren Monster-Karren Städte und Länder terrorisieren und zum Klima-Garaus beitragen? Und eine Lobby-Organisation für Immer-Mehr-Verbrauch Höher-Preise erst verursacht?

Wo genau ist eigentlich das Verständlich-Problem?

Rätselt Deine alte Skeptisch-Tante Titanic

 Verehrte Joyce Carol Oates,

da Sie seit den Sechzigern beinah im Jahrestakt neue Bücher veröffentlichen, die auch noch in zahlreiche Sprachen übersetzt werden, kommen Sie vermutlich nicht dazu, jeden Verlagstext persönlich abzusegnen. Vielleicht können Sie uns dennoch mit ein paar Deutungsangeboten aushelfen, denn uns will ums Verrecken nicht einfallen, was der deutsche Ecco-Verlag im Sinn hatte, als er Ihren neuen Roman wie folgt bewarb: »›Babysitter‹ ist ein niederschmetternd beeindruckendes Buch, ein schonungsloses Porträt des Amerikas der oberen Mittelschicht sowie ein entlarvender Blick auf die etablierten Rollen der Frau. Oates gelingt es, all dies zu einem unglaublichen Pageturner zu formen. In den späten 1970ern treffen in Detroit und seinen Vorstädten verschiedene Leben aufeinander«, darunter »eine rätselhafte Figur an der Peripherie der Elite Detroits, der bisher jeglicher Vergeltung entkam«.

Bitte helfen Sie uns, Joyce Carol Oates – wer genau ist ›der Figur‹, dem es die elitären Peripherien angetan haben? Tragen die Leben beim Aufeinandertreffen Helme? Wie müssen wir uns ein Porträt vorstellen, das zugleich ein Blick ist? Wird das wehtun, wenn uns Ihr Buch erst niederschmettert, um dann noch Eindrücke auf uns zu hinterlassen? Und wie ist es Ihnen gelungen, aus dem unappetitlich plattgedrückten Matsch zu guter Letzt noch einen »Pageturner« zu formen?

Wartet lieber aufs nächste Buch: Titanic

 Weiter so, uruguayischer Künstler Pablo Atchugarry!

Eine angeblich von Ihnen geschaffene Bronzeskulptur im englischen Cambridge soll an Prinz Philip erinnern, der dort von 1977 bis 2011 Kanzler der Universität war. Allerdings wird das Kunstwerk, das im Auftrag eines reichen Bauträgers angefertigt wurde, von vielen als verunglückt empfunden und zieht seit nunmehr zehn Jahren Spott auf sich.

Dass Sie mittlerweile die Urheberschaft leugnen, um Ihr Renommee als Künstler zu schützen, ist zwar verständlich, aber aus unserer Sicht völlig unnötig. Wenn sich das Konzept durchsetzt, lästige Promis, die uns über Jahrzehnte viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, mit langlebigen Schrott-Monumenten zu schmähen, werden Sie sich vor Aufträgen bald kaum noch retten können. Und das Beste: Weil andere Großkopferte sich mit ihren Eskapaden zurückhalten würden, um nicht von Ihnen verewigt zu werden, sorgten Sie auch noch für Ruhe und gesellschaftlichen Frieden.

Hofft, dass dieser Vorschlag einen Stein ins Rollen bringt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg