Briefe an die Leser | März 2007


[29.03.2007]

Sehr geehrter Andreas Maier!

In Ihrer Frankfurter Poetikvorlesung mit dem hübsch egozentrischen Titel »Ich« erwähnten Sie dreimal namentlich TITANIC und bettelten geradezu darum, einen Brief an die Leser von uns zu bekommen, wegen der »mit einem solchen Brief verbundenen Publicity«, und weil wir halt auch die einzigen seien, »die Personen wie mich annähernd begreifen können«.

Sowieso. Bzw. schauen Sie doch mal ins Heft 3/2005, S. 6!

Wir haben verstanden.

Titanic

[28.03.2007]

Wenn man aber Dich, Second Life,

einigermaßen traurig findet, hat das gar nichts damit zu tun, daß man selbst älter geworden ist und den neuesten technologischen Entwicklungen am Ende genauso skeptisch gegenübersteht wie die Eltern ihren Videorecordern; sondern damit, daß kaum einmal die Verheerungen, die der Kapitalismus in den Köpfen angerichtet hat, deutlicher werden als im Second Life, das sich vom first life aber so was von gar nicht unterscheidet, weil halt bei keinem der Avatare auch nur ein Krümelchen Fantasie mehr übriggeblieben ist, sich mal was anderes vorzustellen als eine Welt von Geldverdienen hie und Geldausgeben da.

Tja, da schaust.

Titanic

[27.03.2007]

Und auch Sie, Frau Mohnhaupt,

da Ihr TITANIC-Knast-Abo nun ja nicht mehr automatisch erneuert wird: bitte melden! Und ein neues bestellen! Irgendwie muß der Kampf ja weitergehen.

Titanic

[26.03.2007]

Schwule und Lesben, bitte melden!

Zwar habt Ihr Eure sexuellen Veranlagungen und Kniffe zuletzt doch recht zahlreich vollmedial lanciert und geoutet – nochmals vielen Dank an Wilhem Wieben, Ulrike Folkerts, Biolek, Wowereit, Hape Kerkeling und werweiß auch gar noch Anne Will, Struck, Schirrmacher, Huber und die komplette Familie Calmund usw.; aber sollen das wirklich schon alle gewesen sein? Kommt schon! Da muß es doch rein logischfaktisch noch vielviel mehr von Euch geben! Sagt’s uns! Alle! Alle Schwulen und Lesben, von denen wir »es« noch nicht wissen: bitte melden, aber: bei uns! Wir planen nämlich ein, naja, noch soll’s ja bissi geheim bleiben… jedenfalls: wollen wir’s demnächst gern mal an die große Glocke hängen… nein, nicht an irgendeine, sondern an die GANZGANZ GROSSE GLOCKE… vielleicht ein kostenloses Handbuch oder so was; oder als FAZ-Beilage… halt daß es wirklich landweit bimmelt! Okay? Gute Idee? Na dann – bis bald!

Eure

Titanic

[25.03.2007]

Und wo bist Du, »Stern«,

wenn man Dich ausnahmsweise braucht? Warum müssen wir uns von Schlagzeilen schmieriger Boulevardblätter anbrüllen und von zwielichtigen Internetseiten über angebliche Sexskandale einer gewissen Klischeeübererfüllungsblondine informieren lassen, während wir den eigentlichen Knüller nur in einem Nebensatz erwähnt finden? Ist diese Geschichte nicht eigentlich wie eigens für Dich gemacht, wartet nicht förmlich die halbe Welt auf Deinen Sensationstitel: »Hiltons Tagebücher gefunden«? Müssen nun nicht große Teile der Hiltongeschichte neu geschrieben werden? Oder wird bald wissenschaftlich erwiesen werden, daß die gar nicht richtig schreiben kann?

Alsdann!

Titanic

[24.03.2007]

Eva Braun!

Neulich im Fernsehen, genauer im doofen »Untergang«, sagtest Du im sog. »Führerbunker« über Deinen Liebsten A. Hitler: »Ich kenne ihn jetzt schonseit fünfzehn Jahren – er ist so anders geworden.« Ja nun: Wie genau ist er denngeworden? So verstockt? So voller Haß? Ist er gar nicht mehr der fröhliche,tolerante und weltoffene Adolf, in den Du dich damals verliebt hast? Nein? Na, dann mach Schluß, bevor er Schluß macht!

Rät Dir Deine

Titanic

[23.03.2007]

Günter Grass!

Wie Sie von einem befreundeten Germanisten kolportieren ließen, haben Sie sich nach Ihrem im kommerziellen Ergebnis wohl doch eher enttäuschenden SS-Outing zurückgezogen und ans Dichten gemacht. Herausgekommen ist eine Gedichtsammlung mit dem Titel »Dummer August«, die Sie selbst mit Illustrationen versehen haben. Eine davon zeigt Sie wohl mit spitzem Hut, der dem Judenhut des Mittelalters ähnelt, und der Titel »Dummer August« soll sich auf jenen Monat des Jahres 2006 beziehen, in dem für Sie so einiges schiefgelaufen ist.

Nun ist es für Ihr Werk ja typisch, daß es mindestens einen Germanisten braucht, der erklärt, wie das alles gemeint ist; aber auf wen der Titel »Dummer August« im letzten passen könnte, das erklärt sich ja eigentlich von selbst, nicht?

Gruß und Kuß!

Ihre

Titanic

[22.03.2007]

Und Du, Bush,

kannst Dich scheint’s selbst nicht mehr recht ertragen. Jedenfalls würde das erklären, weshalb Du »die Nationen der Welt« dazu aufrufst, »nicht tatenlos zuzusehen, wenn Terroristen Massenmord verüben« – denn was sollen sie Deiner Meinung nach mit Dir tun, die Nationen der Welt? Dich in Den Haag vors Gericht stellen? Oder dachtest Du da eher an kaltes Wasser, Elektroschocks und Rübe ab?

Auf genauere Anweisungen in dieser Sache voller Ungeduld wartend:

Titanic

[21.03.2007]

Hallo, FDP!

Als Reaktion auf das Urteil des Bundesgerichtshofs, wonach es dem Staat nicht gestattet ist, via Trojanerprogramm den Computer eines irgendwie Verdächtigen zu entern, hast Du Deinen parlamentarischen Geschäftsführer Jörg van Essen vorgeschickt, das Urteil zu begrüßen: Eine derartige Computerüberwachung dürfe nämlich »nicht zu einer polizeilichen Standardmaßnahme werden«, sondern »nur dann zur Anwendung kommen, wenn alle anderen Ermittlungsmethoden erfolglos geblieben« seien usw. etc. pp. – m.a.W.: Schäubles Schnüffler sollen sich erst dann über den Inhalt unseres Computers hermachen dürfen, wenn sie vom ewigen Telefonabhören nachweislich gelangweilt sind?

Alte Bürgerrechtspartei, Du!

Titanic

[20.03.2007]

Du nun, 1.FC Union (Fußball),

hattest, wie die Berliner Zeitung berichtet, einen Trauerfall: »Andreas Freese, 47 Jahre alt und seit beinahe 30 Jahren im Verein, war in der Nacht zu Dienstag vom Balkon seiner Wohnung im vierten Stock an der Adlershofer Dörpffeldstraße gestürzt. Laut Polizeiangaben war er alkoholisiert auf einen Bierkasten gestiegen, um auf den Hof zu schauen. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte hinunter. Er starb noch am Unfallort. ›Andreas Freese war ein echter Unioner, einer, der die Tugenden des Vereins verkörperte und lebte‹ …, sagte Vereinspräsident Dirk Zingler« –

und in Erfüllung seiner Vereinspflicht ist er ja dann auch gestorben.

Unser Beileid.

Titanic

[19.03.2007]

Herzlichen Glückwunsch auch, Musikkapelle Höhner!

Das mit Abstand Beste an der vergangenen Handball-WM war diesmal nicht das sinnfreie Völkerverständigungsgehopse von mit Flaggen bekleideten Frauen im Showteil noch die Kunst des Interviews mit siegreichen Sportlern (»Können Sie Ihre Gefühle beschreiben?«, »Wie fühlen Sie sich jetzt?«, »Hätten Sie vor drei Wochen geglaubt…« etc.), sondern Dein WM-Song »Wenn nicht jetzt – wann dann?«: »Kleine Tore, große Männer, das ist der Trend der Zeit./Handball ist der Sport für Kenner, jederzeit zum Wurf bereit./Irgendwann fängt es an, und auf einmal läuft das Spiel./Freier Fall und der Ball landet unhaltbar im Ziel.«

Chapeau! Es geht, natürlich, noch viel besser: »Ranwanzen an das, was Geld bringt, das ist der Trend der Zeit./Höhner sind die letzten Penner, jederzeit zum Schund bereit./Irgendwann fängt es an, und auf einmal läuft der Mist/freier Fall, Riesenknall, weil’s halt von den Höhnern ist« – findest Du nicht?

Met schööne Jrooß:

Titanic

[18.03.2007]

Ausnahmsweise, Elke Heidenreich,

können wir mal voll und ganz unterschreiben, was Sie gegen Ende einer Ihrer elenden Büchershows sagten, als Sie zur nachfolgenden Sendung mit den Worten überleiteten: »Der Durchschnittsdeutsche ist zu dick und liest zuwenig… Und in diesem Sinne entscheiden Sie doch bitte selbst, ob Sie jetzt dran bleiben und Kerners Kochsendung sehen wollen oder vielleicht zu einem guten Buch greifen und ein bißchen lesen.«

Eben. Jetzt müßte man die Leute nur noch dazu bringen, bereits eine gute halbe Stunde vor Kerner abzuschalten – dann wären in diesem Sinne zufrieden: Ihre Überdurchschnittsleser von

Titanic

[16.03.2007]

Verständlich, Axel-Springer-Verlag,

daß Du gegen die Umbenennung eines Teilstücks der Berliner Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße klagst; hast den »Typen« (Klaus Schütz) ja auf dem Gewissen. Der Deutschen Nationalzeitung passen die hundert Sophie-Scholl-Alleen schließlich auch nicht. Sowenig wie die tausend Plätze der deutschen Einheit den Antirevisionisten von

Titanic

 

[14.03.2007]

Und, Autohändler!

Neukundenakquise ist ja gerade in Eurem Business keine ganz leichte Sache, und klar, daß Ihr da ohne Reklame nicht weit kommt. Daß Ihr aber, wo’s doch so viele andere schön penetrante Werbemöglichkeiten gibt, ausgerechnet auf den persönlichen Telefonanruf zurückgreift und neuerdings anfragt, ob wir vielleicht nicht mal wieder Lust auf einen neuen Wagen hätten: das ist so ein bißchen mhmhmh. Denn, schaut mal: Zwar ist so ein Autoerwerb im fünfstelligen Eurobereich immer auch eine Bauchentscheidung und will gerade ein Impulsivkauf beim örtlichen Autohändler natürlich initiiert werden – aber habt Ihr wirklich die Erfahrung gemacht, daß Leute, die Euer Anruf nachmittags um vier auf dem Aldi-Parkplatz mit drei Tüten in der Hand und zwei quengelnden Kindern im Auto erreicht, in der Regel sagen: »Was? So billig? Na, dann nehm’ ich gleich zwei!«?

Na dann: Wir »auch«!

Euer Abo-Service von

Titanic

[12.03.2007]

Jammerschade, Sonntagsfaz!

»Der FSV Mainz 05 hat in der Hinrunde der Bundesliga seine Identität verloren«: Wäre diese Deine unter »Sport heute« abgedruckte Nachricht von Adornos gleichfalls Spitzenmeldung »Bei vielen Fußballvereinen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie ich sagen« nicht sonderschön umrandet? Gewesen? Doch, das wäre sie.

Fürs nächste Mal:

Titanic

[10.03.2007]

Bodo Kirchhoff!

Ist wohl einsam am Gardasee, hm? So richtig fad? Und gar nicht mal so schriftstellermäßig-mondän, wie Sie sich das immer vorgestellt hatten? Dachten wir uns. Gottseidank tun Sie aber genau das Richtige dagegen, wie wir der Zeitschrift Literaturen entnehmen durften, wo Sie eine drittelseitige Kontaktanzeige inkl. Foto geschaltet hatten: Sie, lässig auf eine lauschige Wiese hingebreitet, lausbubenhaft grinsend, sonnengebräunt, mit offenem Hemdkragen, in welchem sich keck die Brustbehaarung kräuselt, und drunter dann laden Sie »maximal acht Personen« mit »Passion und Neugier« für sechs Tage »in privater Umgebung mit Pool und Seeblick« zu u. a. einem gemeinsamen »Essen im Garten« ein sowie einer »Bootsfahrt zu literarischen Orten mit nächtlicher Lesung an Bord«; das alles im Rahmen eines Seminars über »Eros und Sprache«.

Kirchhoff, alter Schwerenöter! Mit acht schwerstpassionierten Kulturmiezen an Bord sex Tage lang durch die Gegend schippern und denen dann nächtens noch was vom Eros erzälen, das hat ja Hugh Heffnersches Format! Und das alles dann noch »Schreibkurs« nennen – alle Achtung!

Viel Spaß wünscht Ihnen jedenfalls

Titanic

[08.03.2007]

Und aber abermals, FC Bayern!

Wenn Dein Vorstandsvorsitzender Rummenigge vor die Presse tritt und die Demission Deines Trainers Felix Magath begründet mit »Die Notwendigkeit war vonnöten, … deshalb haben wir uns zur Entscheidung entschieden«, dann geht’s, genau betrachtet, auch bei Rummenigge nicht mehr recht voran.

Entschieden entschieden:

Titanic

[06.03.2007]

Heike Makatsch!

Yahoo wähnte Sie neulich »im Glück. Im November war sie mit zwei Bambis ausgezeichnet worden. Jetzt hat Töchterchen Mielke das Licht der Welt erblickt« – inzwischen traut man Euch Promis ja alles zu, aber wir waren dann doch gespannt, ob sich die kleine Mielke vielleicht schon auf ein Brüderchen namens Honecker freut, und klickten gierig weiter – doch leider war’s mal wieder nur ein Schreibfehler.

Das wäre der »Firma« nicht passiert!

Deine Hauptverwaltung Aufklärung auf der

Titanic

[04.03.2007]

Und Sie, Karlheinz Rummenigge

teilten via Pressekonferenz mit, was Sie bzw. Ihr Arbeitgeber Bayern München angesichts des für seine Verhältnisse untragbaren dritten Bundesliga-Tabellenplatzes für das Spiel gegen den VfLBochum brauchten: »Wir brauchen eine Mannschaft, die kratzt, beißt und fightet.« Und wie man nach dem anschließenden null zu null gesehen hat, war selbst das noch zuwenig. Vielleicht sollte Ihr FCB deshalb auch noch Haareziehen, Abschminken und Handtaschenweitwurf drauf haben, um sich wieder an die Spitze der Bundesliga zu setzen – jedenfalls bei den Damen!

Kratzfuß:

Titanic

[02.03.2007]

Danke auch, »Tagespiegel«

für die dramatische Titelseite Deiner Wochenendausgabe vom 3. Februar mit der vorbildlichen Doof-Schlagzeile »Klimawandel in der heißen Phase«. Lobenswert auch der Artikel »Klimaschutz beginnt auf der Straße: Spritsparen ist eine leichte Übung« auf Seite zwo des Automobil-Teils. Aber was prangt daselbst auf Seite eins? Dein Testbericht über den neuen Porsche Cayenne, der sich über so Sachen freut wie »mit einem Vollgas-Burnout derart ins Gelände schießen, daß rundherum die Vögel ohnmächtig von den Bäumen fallen. Das ist idiotisch, aber es macht einen Heidenspaß.« Angesichts des 20-Liter-Verbrauchs im Turbo stellst Du dann noch fest: »Wer sich unmenschlich zähmt, kann das vermutlich unterbieten, aber warum sollte er dann Porsche fahren?«

Papier ist geduldig, aber praktischerweise aus einem nachwachsenden Rohstoff. Mit anderen Worten: Wenn die Geduld mit dem Papier mal reißt, verraucht ein Tagesspiegel fast CO2-neutral!

Wärmste Grüße:

Titanic

[28.02.2007]

Apropos Telefon, »Abendzeitung«!

Der Wirt des Münchner Nobellokals »Romagna Antica« geht in Pension und hat, wie Du berichtest, diesen Schritt allen seinen Stammgästen persönlich mitgeteilt: »Über 200mal hat Fabrizio Cereghini in den vergangenen Tagen zum Telefonhörer gegriffen. Helmut Dietl, Rainer Werner Fassbinder, Götz George, Heiner Lauterbach – einen nach dem anderen hat er angerufen«, und daß beim Fassbinder das Handy halt schon gleich gar nimmer geklingelt hat, mei, des hättst Dir fei denken können.

Addio:

Titanic

[26.02.2007]

Uschi Obermaier!

Ihre Memoiren geistern ja z.Z. durch Boulevard- und sonstige Medien, und bedanken möchten wir uns jedenfalls für diesen Satz: »Derweil ging meine Model-Karriere weiter. Einmal in Paris klingelte nachts um drei mein Handy: jemand mit englischem Akzent«, nämlich Keith Richards; und wo Sie aber in den späten sechziger Jahren dieses Handy herhatten, möchten doch zu gerne wissen:

Ihre Zukunftsminister von

Titanic

[25.02.2007]

Merkel!

Im Zuge Ihrer astrein kapitalergebenen Klimapolitik gebaren Sie immerhin dies: »Man kann nicht alle Autos über einen Kamm scheren« –; aber wo.

Bzw. genau!

In stetig wachsender Bewunderung: Ihre Autofrisierer von

Titanic

[24.02.2007]

Jour-na-li-sten!

Die Sozialdemokraten in Nordrhein-Westfalen wählten eine neue Landesvorsitzende, die zufällig Hannelore Kraft heißt, und was fiel Euch dazu ein? Natürlich wieder nur das Alleroriginellste: »Neue Kraft für SPD«, »Mit Kraft an die Macht«, »Die neue Kraft im Landesvorsitz«, »Mit Kraft voraus«, »Auf der Suche nach der Kraft«, »Mit Kraft gegen Rüttgers« oder auch »Powerfrau Kraft« – jede Menge Schlagzeilen also, für die Ihr tüchtig geherzt, ach was: geprügelt gehört. Hoffentlich tut Euch Frau Kraft nicht den Gefallen, sich in der Öffentlichkeit mal beschwipst, halb entblößt oder sonstwie heiter und ausgelassen zu zeigen. Vor den unvermeidlichen Headlines »Volle Kraft voraus!«, »Wahrer Kraft-Akt« oder »Kraft durch Freude« zittert nämlich jetzt schon:

Titanic

[23.02.2007]

Was eigentlich, Antenne Bayern,

würdest Du bei folgender Verkehrsmeldung tun: »Auf der A9 kommt Ihnen ein Fahrzeug in beiden Richtungen entgegen« – bringt es da noch was, sich ängstlich auf den Randstreifen zu flüchten? Oder räumt der nicht einfach alles ab?

Fatalistisch:

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

 Du, »Hörzu Wissen«,

weißt, wie Werbung geht! Mit »Die Sucht zu töten« machtest Du so richtig Lust auf Deine aktuelle Ausgabe, um erläuternd nachzulegen: »Bestialisch, sadistisch, rätselhaft: Was Menschen zu mordenden Monstern macht – acht Täter und die Geschichten ihrer grausamen Verbrechen.«

Wer kann sich da der Faszination der »dunklen Welt der Serienkiller« noch entziehen? Aber am Ende, liebe Hörzu Wissen, ist in diesem Zusammenhang doch die Implikation Deines Slogans »Hörzu Wissen – das Magazin, das schlauer macht!« das Allergruseligste!

Da erschauert sogar

Die True-Crime-resistente Redaktion der Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

 Gute Frage, liebe »Süddeutsche«!

»Warum haben wir so viele Dinge und horten ständig weiter? Und wie wird man diese Gier wieder los?« teast Du Dein Magazin an, dasselbe, das einzig und allein als werbefreundliches Vierfarb-Umfeld für teuren Schnickschnack da ist.

Aber löblich, dass Du dieses für Dich ja heißeste aller Eisen anpackst und im Heft empfiehlst: »Man kann dem Kaufimpuls besser widerstehen, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich fragt: Wer will, dass ich das haben will?«

Und das weiß niemand besser als Du und die Impulskundschaft von Titanic

 Verehrte Joyce Carol Oates,

da Sie seit den Sechzigern beinah im Jahrestakt neue Bücher veröffentlichen, die auch noch in zahlreiche Sprachen übersetzt werden, kommen Sie vermutlich nicht dazu, jeden Verlagstext persönlich abzusegnen. Vielleicht können Sie uns dennoch mit ein paar Deutungsangeboten aushelfen, denn uns will ums Verrecken nicht einfallen, was der deutsche Ecco-Verlag im Sinn hatte, als er Ihren neuen Roman wie folgt bewarb: »›Babysitter‹ ist ein niederschmetternd beeindruckendes Buch, ein schonungsloses Porträt des Amerikas der oberen Mittelschicht sowie ein entlarvender Blick auf die etablierten Rollen der Frau. Oates gelingt es, all dies zu einem unglaublichen Pageturner zu formen. In den späten 1970ern treffen in Detroit und seinen Vorstädten verschiedene Leben aufeinander«, darunter »eine rätselhafte Figur an der Peripherie der Elite Detroits, der bisher jeglicher Vergeltung entkam«.

Bitte helfen Sie uns, Joyce Carol Oates – wer genau ist ›der Figur‹, dem es die elitären Peripherien angetan haben? Tragen die Leben beim Aufeinandertreffen Helme? Wie müssen wir uns ein Porträt vorstellen, das zugleich ein Blick ist? Wird das wehtun, wenn uns Ihr Buch erst niederschmettert, um dann noch Eindrücke auf uns zu hinterlassen? Und wie ist es Ihnen gelungen, aus dem unappetitlich plattgedrückten Matsch zu guter Letzt noch einen »Pageturner« zu formen?

Wartet lieber aufs nächste Buch: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg