Briefe an die Leser | April 2007


Sie schließlich, sehr verehrter Guido Westerwelle,

schnaubten betreffs Chrissie Klars nicht unkritischer Analyse des herrschenden Kapitalismus aus der Tagesschau heraus, daß jemand, der den Rechtsstaat abschaffen wolle, von dem er Gnade erbitte, sich nicht gnadenwürdig zeige. Nun bedeutet »Kapitalismus«, werter Dr. jur. Westerwelle, nun aber nicht unbedingt dasselbe wie »Rechtsstaat«. Schauen Sie mal nach China! Und für manche verhalten sich diese Begriffe sogar, nun ja – kontradiktorisch. Klassenjustiz und so, Sie verstehen!

Nie im Leben.

Titanic

Erlebnisland Sachsen!

Hier mal eine kleine selbstgemachte Statistik nach selbstgemachten Beobachtungen an einem beliebigen Wochenende:

Wahrscheinlichkeit, am Sonntag-nachmittag einen Regionalexpress mit Fußballfans irgendeines lokalen Regionalligavereins zu teilen: 80%.

Wahrscheinlichkeit, daß die ganze Horde bzw. Kameradschaft Klamotten von »Thor Steinar« trägt: 95%.

Wahrscheinlichkeit, daß in einem solchen Zug irgendein Ausländer sitzt: 0%.

Wahrscheinlichkeit, daß die Meute trotzdem irgendwann zu brüllen beginnt: »Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!«: 100%.

Das, Sachsen, wußtest Du längst?

Na dann komm mal bloß nicht vom rechten Weg ab!

Erlebnismüde:

Titanic

Sagt mal, Journalisten!

Da gebiert Vorzeige-Moderatorinnen-Schnatze Sandra Maischberger der interessierten Nation ein Blag, und wie titelt Ihr? »Maischberger – Baby da – es ist ein Junge« (Bild), »Sandra Maischberger bringt Sohn zu Welt« (Welt) oder gar, als Höhepunkt glanzvoller Formulierkunst, »Nachwuchs bei Maischberger« (Spiegel online). Geht’s, Journalisten, denn nicht noch einfallsloser? »Menschlein bei Maischberger!«, so hätte die Schlagzeile lauten müssen!

Nichts zu danken:

Titanic

»Tagesspiegel«!

»Australien will den Potsdamer Platz« – da hast Du nicht etwa einen Satzteil vergessen, wie: »aus ästhetischen Gründen in die Luft sprengen«, nein, ganz offenbar wollen die Australier das häßliche Ding tatsächlich nachbauen, und zwar in Perth. So irritiert man über dieses Ansinnen zunächst auch sein mag, Deine Unterzeile erklärt dann aber doch einiges: »Die Millionenstadt gilt als verschlafen. Jetzt wird umgebaut – nach dem Vorbild Berlins.« Ach so. Na, dann wollen die als nächstes ganz sicher auch den extrem ausgeschlafenen Tagesspiegel!

Gähn:

Titanic

»Cornelia Goethe Akademie« Frankfurt!

Bei Dir kann man, auf dem Weg zum »Schriftsteller-Diplom«, lernen, wie man »spannend« und »packend« schreibt; aber wer will schon -Tausende von Euro versenken, wenn er das beim Studium Deiner Home-page be-reits lernen kann? Denn die liest sich spannend bis zum letzten Link; geschickt verstehst Du es, immer neue Charaktere einzuführen, -namenlose Gestalten, um die sich allerlei Rätsel ranken: Wer ist der -»hochqualifizierte Akademiedirektor«? Wer sind die »hochqualifizierten Akademielektoren«? Und wer die Mitglieder -Deines Beirats, zusammengesetzt aus »Literaturpreisträgern«, »Industriellen«, »Führungspersönlichkeiten der Juwelenbranche und der internationalen Hotellerie«? Auch das weitere Personal läßt aufhorchen: »Der Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte trifft mit dem Geigenvirtuosen zusammen, der Inhaber eines Schweizer Bankhauses mit dem Großindustriellen aus der Metallbranche« – das ist doch der Stoff, aus dem Beststeller sind!

Schreibst Du’s auf?

Eher nicht so ungeduldig:

Titanic

Liebe Frösche!

Wie wir mit Entsetzen vernehmen müssen, verschwindet Ihr gerade einer nach dem anderen von diesem Planeten; über ein Drittel von Euch gelten nach einer neuen Studie als hochgradig von der Ausrottung bedroht wg. Klimawandel, Biotopzerstörung und rätselhafter Krankheiten. Daher haben Wissenschaftler und Zoos nun das Projekt einer »Frosch-Arche« ins Leben gerufen, auf der Ihr so lange per Nachzucht überdauern sollt, bis Ihr mit dieser Aussterberei wieder aufhört.

Frösche, alte Glipschgesellen: -Bitte laßt es nicht dazu kommen. Denn was alles passieren kann, wenn man sich auf ein einzelnes Schiff verlassen muß, das weiß doch niemand besser als

Titanic

Sagt mal, Britpopper:

Wen dürfen wir nach Franz Ferdinand und den Kaiser Chiefs denn noch erwarten: The Bismarcks? Wilhelm Zwo Generator? Hermann Göring and the Mothers of Invasion?

Curi-curi-curious:

Titanic

Kracht, Christian c/o McDonald’s!

Weil bei den neu-alten »Bildern und Zeiten« der FAZ die Spesenrechnung ein wenig genauer geprüft wird als noch bei den in vielerlei Hinsicht ruinösen »Berliner Seiten«, schickt man Sie zwar auf Reisen und läßt Sie eine ab ovo hochoriginelle »Briefe aus …«-Kolumne vollschreiben, andererseits darf das alles offenbar keinen Cent mehr kosten, wie sich Ihrem »Brief aus Uruguay« entnehmen läßt: Dort »gleichen die McDonald’s-Restaurants modern eingerichteten Aveda-Spas; auf dem Weg nach Punta del Este … besuchte ich drei verschiedene McDonald’s-Filialen. Sie waren allesamt mit hochgewachsenen Bambuspflanzen ausstaffiert, mit … braunem, hochwertigem Holzfurnier. Die Gaststühle, in Deutschland immer noch gelbe Plastikschalen, sind bei McDonald’s in Uruguay dunkelbraune Eames-Imitate aus Holz … Es gibt eine Vielzahl Salate.« Wir wissen nicht, was uns trauriger stimmt: daß Sie, Kracht, der Sie vor ein paar Jahren noch darüber nachdenken konnten, welcher Hermès-Schal am besten zum Anzug aus der Savile Row paßt, im Ausland jetzt wie ein x-beliebiger Pauschaltourist bei McDonald’s einkehren müssen; oder daß Sie dies im Auftrag der FAZ kulturimpressionistisch aufzumöbeln haben. Wir freuen uns jedenfalls über glänzend formulierte Snob-Post aus dem Subway in Caracas, dem Pizza Hut in Abu Dhabi und dem Starbucks in Jakarta.

Hauptsache, man kommt überhaupt noch raus, nicht?

Ihre Stubenhocker von

Titanic

Und, »FAZ« online!

Der ARD-Sendung zur Vorauswahl des deutschen Eurovision-Song-Contest- Teilnehmers habe neben »echten emotionalen Momenten« und »Überraschungen« leider auch »die Atmosphäre eines Ausscheidungswettbewerbs« gefehlt, so hast Du tags drauf in Deiner TV-Kritik beklagt – also, wenn Du uns fragst: Wir haben da mal minutenweise reingesehen, und zu den versammelten musikalischen Ausscheidungen hat die Stinke-Atmo aus Jubelpersern und Moderatorentucke doch gepaßt!

Lalala:

Titanic

Wenn wir, »FAZ«,

ein ganz furchtbar ekelhaftes Ekzem am Hintern haben, dann rennen wir nicht durch die Fußgängerzone und erzählen jedem davon; Du dagegen zeigst Dich in aller Öffentlichkeit mit so was: »Das Landgericht Mannheim hat den Holocaust-Leugner Ernst Zündel zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren ohne Bewährung verurteilt, mit der Maßgabe, daß eine Strafaussetzung des restlichen Drittels nicht in Betracht kommt. Zudem wurde weder die in Kanada erlittene (!) zweijährige Auslieferungshaft noch die seit März 2005 dauernde Untersuchungshaft angerechnet. Nach Verbüßung seiner Strafe wäre demzufolge der Delinquent nahezu neun Jahre in Haft. Frau Mohnhaupt hat fünf schreckliche Morde begangen. Sie kommt nun nach 24 Jahren auf freien Fuß, so daß pro Mord eine Freiheitsentziehung von knapp fünf Jahren verbüßt ist. Michael F. Wolfrum, Kelkheim« –

man soll, FAZ, sich ja so akzeptieren, wie man ist; aber bist Du wirklich so? Genau so?

Das tut uns leid.

Titanic

Nun sag aber mal, mp3-Portal track4 (Hannover):

»Talentierte Newcomerbands ohne Plattenvertrag können mit Coke ganz groß rauskommen« – findest Du nicht, daß das der zweite Schritt vor dem ersten ist?

Üben, üben, üben:

Titanic

Christian Klar!

Sie haben der Rosa-Luxemburg-Konferenz zu Beginn des Jahres bekanntlich eine »bizarre Grußbotschaft« (Spiegel online) geschickt, in welcher Sie in schlechtestem K-Gruppen-Deutsch eine »Niederlage der Pläne des Kapitals« herbeihalluzinieren – was bitte sollte das denn? So wird das natürlich nie was mit Ihrer Begnadigung! Da müssen Sie sich schon ein bißchen mehr Mühe geben: »Der ehemalige RAF-Terrorist Christian Klar hat die IG Metall vor überzogenen Lohnforderungen gewarnt. ›Das Ergebnis muß unter dem Ergebnis von 2006 liegen, also unter drei Prozent bleiben‹, so Klar. Weitergehende Forderungen gefährdeten das zarte Pflänzchen Aufschwung und schadeten dem Standort Deutschland.«

Sehen Sie, geht doch!

Gnadenlos:

Titanic

Akademie fürLehrerfortbildung in Dillingen!

In einem »Manual für die Schulpraxis am Gymnasium« bereitest Du Junglehrer auf ihr künftiges Wirken vor und weißt dabei die von Konsumgesellschaft, Versexung und allg. Verlotterung bedrohte Jugend aufs genaueste zu beschreiben – eben frisch aus der 8c heraus –, und was sie bedroht, formulierst Du messerscharf: Das mit den neuen Medien ist ja schon mal nix, und v.a. das »Jetten im Internet kann dann oft nicht mehr gesteuert werden und führt zu süchtigem Verhalten«, genau. Auch vor dem besonders am deutschen Gymnasium blühenden Kinderhandel verschließt Du nicht die Augen: »Bekanntlich sind Minderjährige ein großer Wirtschaftsfaktor, da sie schon über eine enorme Kaufkraft verfügen und daher gnadenlos vermarktet werden.« Aber auch hier darf das Gemüse nicht zu frisch sein, weswegen Du den Übergang von der »glatten zur gelockten Schambehaarung« bei Mädchen ziemlich genau auf die Zeit zwischen dem 11. und 14. Lebensjahr terminierst; warum auch immer. Aber Dein analytisches Instrumentarium erfaßt selbst sprachliche Feinheiten der notorisch in »Peergroups« rumgammelnden Eiterfressen: »Laß dir Fun raus«, höre man sie alle naslang schreien, um sich »von der Erwachsenenwelt abzugrenzen«, wahlweise »rattenscharf« oder »affengeil«. Daß sich Pubertierende in »Discofreaks, Girlies und Grufties« kategorisieren lassen, ist zwar nicht die allerfresheste Ansage, aber ansonsten: Echt cool, ey!

Schade nur, daß es sich bei Dir, Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen, um das deutschlandweit renommierteste Institut dieser Art handelt. Und da freut sich doch, aus dem Gröbsten rauszusein:

Titanic

Und noch mal, Söder!

Schon klar, Sie haben mit der Sache nichts, aber auch nicht das geringste zu tun. Sondern es war purer Zufall, was sich bei der von der Gewerkschaft der Polizei veranstalteten internen Internetumfrage, wer der nächste bayerische Innenminister werden solle, ereignete: Da waren zunächst lediglich 200 von 12000 abgegebenen Stimmen auf Sie gefallen, und dann erhielten Sie auf einmal innerhalb von dreieinhalb Stunden 10000 weitere Stimmen. Auch wurden insgesamt 50000 Voten abgegeben, dabei gibt es in Bayern nur 40000 Polizisten – Umstände, die den Vorsitzenden der Polizeigewerkschaft so mißtrauisch machten, daß er die Umfrage abbrach. Nein, selbstverständlich können Sie nichts dafür, wenn Ihre Fans ein bißchen über die Stränge schlagen so wie neulich beim politischen Aschermittwoch in Passau, als Sie völlig machtlos die Sprechchöre der betrunkenen Parteimassen (»Pauli raus!«, »Hexe!«) hinnehmen mußten. Und sich nur zu einem leichten Grinsen hinreißen ließen, gell.

Insofern Sie vielleicht doch der geborene Nachfolger von Becksteins Günther sind.

Mutmaßt arglos:

Titanic

Liebes ZDF!

Das DFB-Pokalderby Eintracht Frankfurt vs. Kickers Offenbach war natürlich schon ein großes Ding für Dich, und als es dann 3:0 für die Eintracht stand und das Spiel nur noch so dahinplätscherte, holtest Du Dein anderes As aus dem Ärmel und hast versucht, uns mit der Ankündigung der »ausführlichen Zusammenfassungen« der anderen Begegnungen dieses Viertelfinals bei der Stange zu halten; und als das Publikum, schon ganz zittrig vor Spannung, noch die Interviewrituale über sich ergehen ließ, hörte man im Hintergrund gerade den Stadionsprecher: »…und die Ergebnisse der anderen Spiele: Nürnberg – Hannover 4:2 nach Elfmeterschießen, Wolfsburg – Aachen 2:0« –

wozu hast Du eigentlich Deine Bierwerbung?

Finale Grüße von

Titanic

»Süddeutsche«!

»Unten im Tal sitzt in der Hotellobby Harlit Ergül, ein Mann, der viel Ruhe ausstrahlt, wenn er spricht, und viel Stolz. ›Wir haben hier Doppelmayr-Lifte‹, sagt Harlit Ergül. Die österreichischen Liftbauer seien die besten, bekräftigt Ergül, der in seinem ganzen Leben noch nicht auf Skiern gestanden ist.« So stand es in Deinem Reiseteil in einem Bericht über den türkischen Skiort Kartalkaya. Nur einen Tag später lasen wir in Deiner Reportage über die russische Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2014: »Die Gäste, unter ihnen ein drahtiger grauhaariger Herr, können den Weg von der Tal- zur Bergstation in einer der bequemen Sechs-Personen-Kabinen einer nagelneuen Seilbahn zurücklegen. Es handelt sich um eine Bahn aus dem österreichischen Hause Doppelmayr. Weltweit, versichert der Mann, gebe es eigentlich keinen besseren Hersteller als jenen aus Österreich.« Soweit, so besser. Aber wo bitte bleibt Deine Reportage über die einzigartige Doppelmayr-Erlebnisbahn in Bagdad, der Kommentar über die kuppelbare Doppelmayr-Seilbahn in Kabul oder das herrlich bissige Streiflicht über den legendären Doppelmayr-Paternoster in der Sendlingerstraße?

Fragen sich die Liftbetreiber von Deiner

Titanic

Daß Sie, Bryan Ferry,

eine Vorliebe für dandyesk-doofe Oberklassenspektakel wie Fuchsjagden hegen, kann einem gar nicht entgehen, schließlich weisen Sie bei jeder Gelegenheit darauf hin. Da das aber auf Dauer ziemlich ermüdend wird, outeten Sie sich nun in der dafür ja besonders empfänglichen Welt am Sonntag als Anhänger der Nazi-Ästhetik: »Die Art und Weise, wie sich die Nazis inszeniert und präsentiert haben, meine Herren! Ich spreche von den Filmen von Leni Riefenstahl und den Gebäuden von Albert Speer und den Massen-aufmärschen und den Flaggen – einfach fantastisch. Wirklich schön.« Und schön und fantastisch auch, daß Sie Ihr Studio in London tatsächlich und originellerweise als »Führerbunker« bezeichnen; schließlich haben auch Sie, dem Führer gleich, Ihre besten Tage hinter sich.

Ihre Dandys und Gentlemen von der

Titanic

Und sagen mal Sie, Erich Böhme!

Da kommen Sie als Babypausenvertretung für Maischbergers Sandra noch einmal aus Ihrem ostelbischen Besitztum vor die Talkshow-Kameras gequallt und geben vorher dem Tagesspiegel ein Interview, der nichts Besseres zu tun hat, als Sie zu fragen: »Wie hat es Sie in die polnische Randlage verschlagen?« Was Sie gehörig empört und zu der diplomatisch verklausulierten Antwort veranlaßt: »Sagen Sie bitte nicht polnische Randlage. Wo ich wohne, schlägt das Herz Preußens. Von Polen keine Spur, außer vielleicht auf meinem Schreibtisch, auf dem hin und wieder so etwas wie polnische Wirtschaft herrscht.«

Mensch, Böhme, alter Brillenschwenker: In Ihrem hohen Alter muß man aus seinem Herzen doch keine Mördergrube mehr machen. Sagen Sie doch einfach, was Sie so denken: »Polacken? Das wäre ja noch schöner! Also, außer vielleicht der Mateusz, der uns den Garten macht, oder die Oliwia, die mir auch mal was macht. Aber sonst ist hier alles preußisch!« Wie bitte? Das hatten Sie doch gesagt? Und diese Volksverräter von der Systempresse haben das wieder alles verdreht?

Dachte sich schon:

Titanic

Robert Lembke!

Apropos: Würden Sie noch unter uns weilen und »Heiteres Berufe-raten« mit uns spielen, dann wären Braunschweiger Hartz-IV-Empfänger jetzt unser ganz heißer Tip für Sie. Der Beruf des »Stadtbildverschönerers« nämlich würde wahrscheinlich nie und nimmer erraten werden, und Ihre Gäste hätten im Schweinderl so viel Geld, wie sie sonst in der Woche kaum fürs Dreckwegmachen bekämen.

Gern geschehn:

Titanic

Da allerdings, »Braunschweiger Zeitung«,

trauten wir unsren Augen kaum, als Du kürzlich den Film »The Beach« mit den Worten angekündigt hast: »Wie einen Virus tragen die Aussteiger die Philosophie ihrer kapitalistischen Ellenbogengesellschaft in das Paradies hinein und verwandeln es in einen Ort des Schreckens.« Denn für solche, Braunschweiger Zeitung, Sprüche schmort einer wie Klars Christian bis auf weiteres im Knast.

In diesem Sinne, Kollegen: Der Kampf geht weiter!

Titanic

Sie hingegen, Telekom-Chef René Obermann,

werden von Untergebenen liebevoll »D-Obermann« genannt und planen die Ausgliederung von rund 50000 Mitarbeitern in eine neue konzerneigene Service-Gesellschaft, wo sie dann für weniger Geld länger arbeiten dürfen. Bis hierher also das ganz normale Ausbeutungsgeschäft, und wir kämen nie auf die Idee, einem Manager vorzuwerfen, daß er wie ein Manager handelt. Gerne bleiben lassen dürfen Sie in Zukunft aber Heucheleien wie diese: »Jeden Tag stelle ich mir die Frage, was tust du für die Firma, für die mehr als 250000 Menschen?« Wissen Sie doch eh: die Löhne drücken, »um Arbeitsplätze zu sichern«.

Was fragen Sie auch so blöd!

Titanic

Hubertus Heil!

Auch Sie in Ihrer Eigenschaft als Generalsekretär der SPD haben die RAF-Genossin Brigitte Mohnhaupt aufgerufen, öffentlich Reue zu bekennen. Das sei im Interesse der Opfer und der Angehörigen der Opfer »dringend erforderlich und wünschenswert«. Dabei quakten Sie von einer Geste, »die ehrlich gemeint sein muß«.

Sie, Heil, wissen nicht zufällig, was eine paradoxe Handlungsaufforderung ist? Das dachten wir uns. Zur Strafe stellen Sie nach einer allfälligen Entschuldigung Mohnhaupts bitte fest, ob diese aus tiefstem Herzen kommt oder eher dem Druck von moralischen Großmäulern wie Ihnen geschuldet ist. Falls Sie dabei zu einer eindeutigen Lösung kommen sollten, sind Sie ein noch größerer Krawallkopf als angenommen.

Meint ehrlich Ihre:

Titanic

Und Ihre Mordswut, Söder,

auf Christian Klar ist verständlich: Da hängt einer mehr als dreißig Jahre lang einer veralteten, menschenverachtenden Weltanschauung nach und schockiert die Öffentlichkeit mit völlig unzeitgemäßen, gefährlichen Ideen – klar, daß man so einen wegsperren muß! Für immer! Denn am Ende wird er vielleicht noch – CSU-Generalsekretär!

Initiative »Contra Wettbewerb« auf der

Titanic

National verläßlich, Guschtl Seibt (»SZ«),

sind auch Sie, diesen Eindruck hatten wir jedenfalls nach dem Studium Ihrer Kritik der TV-Nationalschmonzette »Die Flucht«: »Bevor es zum Einbruch der Russen mit Mord und Vergewaltigung und zur verheerenden Flucht kommt, erfährt der Zuschauer genügend vom deutschen Schuldanteil, um sein Urteil zu justieren: Die Evakuierung begann viel zu spät, weil das Regime mit illusionären Durchhalteparolen und einem ›Wall von Leibern‹« rumpeldipumpel etc. pp. – die Parolen waren also illusionär, der Russe ist beim Junker eingebrochen, und genau das war der deutsche Schuldanteil. Interessant. Nur gut, daß Sie nicht vergessen, noch auf die »kriegsrechtswidrigen Untaten der Roten Armee« hinzuweisen, die sich von den bekanntermaßen kriegsrechtskonformen Untaten der Wehrmacht negativ abheben, bevor Sie schließlich die Frage aufwerfen: »Wie bewege ich mich künstlerisch in einem von Regeln, Tatsachen und moralischen Empfindlichkeiten verminten Gelände?«

Sie, Seibt, am besten gar nicht. Keine Bewegung, sonst raucht’s!

Rät anteilig:

Titanic

Beinahe schon wieder beruhigt, Wuppertal,

sind wir, daß die im letzten Jahr im Zuge der Fußballweltmeisterschaft ausgebrochene NachkriegsWiederauferstehungsDeutschlandGutfinderitis nun in Deinem unter dem Motto »Vie send wear wat« (»Wir sind wieder wer«) stehenden Karnevalszug, einer nach verläßlichen Zeugenaussagen durch und durch armseligen und gewohnt bergisch-protestantisch-verbissenen Veranstaltung, hoffentlich endgültig zu Grabe getragen ist.

Verein zur Wahrung der Totenruhe c/o

Titanic

Hallo Klimaforscher!

Kennt Ihr den schon: »Na, fliegst du dieses Jahr wieder nach Bangladesch?« – »Nö, ist mir zu überlaufen!«?

Glucks:

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt