Humorkritik | Juni 2014

Juni 2014

Giftmüll

Volker Pispers kann mich aus der kabarettistischen Ödnis, die er auf Bühnen verbreitet, nur reißen, wenn er sich in einen didaktischen Furor steigert, der seinem ewigen, öde handwerklichen Pro-bono-contra-malum-die-da-oben-Gemaule eine emotionale Komponente gibt. Fehlt aber dieses bißchen Bühnencharisma, wie etwa in den in Buchform gesammelten »Hörfunkglossen aus 13 Jahren«, dann werden Pispers’ Texte zur reinen Qual: »›Zieht den Bayern die Lederhosen aus‹, singen die Fußballfans, wenn ihr Team gegen Bayern München antreten muß. Und dieser uralte Traum ging am Wochenende teilweise in Erfüllung. Denn zumindest die Vorzeigelederhose des FC Bayern München, der Hoeneß Uli, mußte seine Hosen runterlassen. Nun steht der Gutmensch vom Tegernsee in einer Reihe mit Al Capone, der bekanntlich auch nur wegen Steuerhinterziehung belangt werden konnte.« Eine Lederhose, die die Hose runterläßt: diese sprachliche Verirrung ist das einzige Pointenähnliche, das Pispers hier und überhaupt in über zehn Jahren Rundfunkpredigten zustandebringt. Ansonsten bleibt ihm nur der Volksschenkelklopferschatz: »Wer erst mal knietief im Dispo steht, erkennt die doppelte Bedeutung von Dis-Po: Er ist im Arsch.« Sie erahnen womöglich, weswegen ich das bereits im Februar erschienene Buch erst jetzt bis zu Besprechungsreife durchackern konnte. Ein letztes Beispiel gefällig? Okay, dieses vom 17.12.2001: »Ich weiß, mein Kanzler hat gesagt, wir sollen keinem oberflächlichen Antiamerikanismus frönen. Meiner ist aber gar nicht oberflächlich. Ich habe auch nichts gegen Amerika. Ein wunderbares Land. Das Problem sind die Menschen, die da leben. Die Gemütsverfassung der meisten Amerikaner ist mit naiv sehr wohlwollend umschrieben. Von der Welt wissen die Amerikaner nämlich nur eins: Wir sind die Guten.« Wenn das stimmt, muß man Volker Pispers den wohl amerikanischsten Kabarettisten der Welt nennen. Und für sein Buch, das in Verachtung der Kunst des Kalauerns »RadioAktiv« (»con anima«-Verlag) heißt, vorsorglich ein Atommüllendlager suchen.

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du, »Hörzu Wissen«,

weißt, wie Werbung geht! Mit »Die Sucht zu töten« machtest Du so richtig Lust auf Deine aktuelle Ausgabe, um erläuternd nachzulegen: »Bestialisch, sadistisch, rätselhaft: Was Menschen zu mordenden Monstern macht – acht Täter und die Geschichten ihrer grausamen Verbrechen.«

Wer kann sich da der Faszination der »dunklen Welt der Serienkiller« noch entziehen? Aber am Ende, liebe Hörzu Wissen, ist in diesem Zusammenhang doch die Implikation Deines Slogans »Hörzu Wissen – das Magazin, das schlauer macht!« das Allergruseligste!

Da erschauert sogar

Die True-Crime-resistente Redaktion der Titanic

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Weiter so, uruguayischer Künstler Pablo Atchugarry!

Eine angeblich von Ihnen geschaffene Bronzeskulptur im englischen Cambridge soll an Prinz Philip erinnern, der dort von 1977 bis 2011 Kanzler der Universität war. Allerdings wird das Kunstwerk, das im Auftrag eines reichen Bauträgers angefertigt wurde, von vielen als verunglückt empfunden und zieht seit nunmehr zehn Jahren Spott auf sich.

Dass Sie mittlerweile die Urheberschaft leugnen, um Ihr Renommee als Künstler zu schützen, ist zwar verständlich, aber aus unserer Sicht völlig unnötig. Wenn sich das Konzept durchsetzt, lästige Promis, die uns über Jahrzehnte viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, mit langlebigen Schrott-Monumenten zu schmähen, werden Sie sich vor Aufträgen bald kaum noch retten können. Und das Beste: Weil andere Großkopferte sich mit ihren Eskapaden zurückhalten würden, um nicht von Ihnen verewigt zu werden, sorgten Sie auch noch für Ruhe und gesellschaftlichen Frieden.

Hofft, dass dieser Vorschlag einen Stein ins Rollen bringt: Titanic

 Hej, Gifflar!

Du bist das Zimtgebäck eines schwedischen Backwarenherstellers und möchtest mit einer Plakatkampagne den deutschen Markt aufrollen. Doch so sehr wir es begrüßen, wenn nicht mehr allein Köttbullar, Surströmming und Ikeas Hotdogs die schwedische Küche repräsentieren, so tief bedauern wir, dass Du mit Deinem Slogan alte Klischees reproduzierst: »Eine Schnecke voll Glück«? Willst Du denn für alle Ewigkeiten dem Stereotyp der schwedischen Langsamkeit hinterherkriechen? Als regierten dort immer noch Sozialdemokraten, Volvo und Schwedenpornos?

Damit wirst Du nie der Lieblingssnack der Metropolenjugend!

Sagen Dir Deine Zimt- und Zuckerschnecken von Titanic

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
08.05.2024 Wiesbaden, Schlachthof Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
09.05.2024 Zürich, Friedhof Forum Thomas Gsella
09.05.2024 München, Volkstheater Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
10.05.2024 Weil am Rhein, Kulturzentrum Kesselhaus Thomas Gsella