Humorkritik | Februar 2014
Februar 2014
Ein Wort zu Bulgakow
Nach Lektüre der Neuübersetzung von »Meister und Margarita« (Galiani Berlin), dem 500 Seiten strammen Hauptwerk und laut Verlagsinformation »Kultroman« des sowjetischen Schriftstellers Michail Bulgakow, einer surrealen, satirischen Farce um das Erscheinen des Teufels in Stalins Moskau, »Faust und E.T.A. Hoffmann in einem« (Nachwort), die erst 1966, 26 Jahre nach Bulgakows Tod, erscheinen konnte und als »Klassiker der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts« (Wikipedia) gilt, glaube ich dreierlei gelernt zu haben: 1. Noch die versierteste Groteske ist in ihrer akkuraten Aufgedrehtheit immer eine schulbuchmäßige und also brave, langweilige; Felicitas Hoppes Nachwort hat (unfreiwillig) recht, wenn es ironisch von den »lachhaft endlichen Mitteln von Groteske und Slapstick« spricht, bloß daß diese viel endlicher sind, als die Adorantin Hoppe glaubt. Das gilt auch für die ebenfalls bei Galiani erschienene 2013er Neuübersetzung von »Hundeherz« (jetzt, genauer, »Das hündische Herz«), einer Politsatire auf den Neuen Menschen, die mir in ihrer strengen Ostentation humorlos und also im Doppelsinn sowjetisch vorkam, auch wenn sie mit 176 Seiten kein so arges Ökonomieproblem hat. 2. Wenn in Neuübersetzungen aus »verstehen« »nachvollziehen« wird, präferiere ich die Altübersetzung. 3. ist aber Bulgakow, ausweislich des zweiten, formal ganz unaufdringlichen Handlungsstrangs von »Meister und Margarita«, ein guter, fesselnder, phantasievoller Schriftsteller; nur eben kein komischer.
Es sei denn, man liebt literarische Vollgasfahrten. Ich bin, man weiß es, fürs Tempolimit; und also wie immer in der Minderheit.