Humorkritik | Juni 2008

Juni 2008

GTAhaha

Über das bahnbrechende Konsolen-Spiel »Grand Theft Auto IV«, kurz »GTA«, muß kaum noch ein Wort verloren werden, denn der Erfolg spricht für sich: Schlangen vor den einschlägigen Geschäften, als ob ein neuer »Harry Potter«-Band Verkaufsstart hätte, Lobes­hymnen selbst aus seriösen Feuilletons wie dem der New York Times, eine halbe ­Milliarde Dollar Umsatz in einer einzigen Woche – damit laufen Videospiele allmählich selbst größten Hollywood-Filmproduktionen den Rang ab. Kein Wunder, ist doch das technische (Überwältigungs-)Potential der Blockbuster erschöpft, während die noch junge Spieletechnik rasante Entwicklungen durchmacht. Schneller oft als ihre Inhalte, denn die Spielprinzipien bleiben häufig hinter ihren Möglichkeiten zurück.


Nicht so bei »GTA«, innerhalb dessen hu­mo­r­i­s­tisch gefärbter Gangstergeschichte man eine komplette Großstadt erkunden kann, inklusive U-Bahn, Kneipen und – ­warum ich Ihnen das erzähle? Nun: Man kann sogar ­Comedyclubs besuchen in ­Liberty City, und da tritt unter anderen niemand ­Geringeres auf als ein computeranimierter Ricky ­Gervais. Der Erfinder von »The Office« ist ein bißchen schlanker, als man ihn in Er­innerung hat, aber mindestens genauso ­lustig, und damit fügt er sich perfekt ein in die Parodie auf den amerikanischen Traum, die »GTA« ist. Es heißt, Gervais tauche neben seinem ­Stand-up im Comedy-Club (die auch im »GTA«-eigenen Fernsehen ausgestrahlt wird) noch an anderer Stelle im Spiel auf, aber bis dahin muß ich erst noch vordringen.


Der erfreulich gewalttätige Humor des Spiels aber nimmt gar nicht wunder, wenn man erfährt, daß »GTA«, obwohl auf den ­ersten Blick sehr amerikanisch wirkend, gar nicht aus den USA stammt; sondern, genau: aus Großbritannien. Mehr kann ich jetzt noch nicht sagen, muß erst mal weiterspielen, tschüß!

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Hallihallo, Michael Maar!

In unserem Märzheft 2010 mahnte ein »Brief an die Leser«: »Spannend ist ein Krimi oder ein Sportwettkampf.« Alles andere sei eben nicht »spannend«, der schlimmen dummen Sprachpraxis zum Trotz.

Der Literatur- ist ja immer auch Sprachkritiker, und 14 Jahre später haben Sie im SZ-Feuilleton eine »Warnung vor dem S-Wort« veröffentlicht und per Gastbeitrag »zur inflationären Verwendung eines Wörtchens« Stellung bezogen: »Nein, liebe Radiosprecher und Moderatorinnen. Es ist nicht S, wenn eine Regisseurin ein Bachmann-Stück mit drei Schauspielerinnen besetzt. Eine Diskussionsrunde über postmoderne Lyrik ist nicht S. Ein neu eingespieltes Oboenkonzert aus dem Barock ist nicht S.«

Super-S wird dagegen Ihr nächster fresher Beitrag im Jahr 2038: Das M-Wort ist ja man auch ganz schön dumm!

Massiv grüßt Sie Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
05.05.2024 Bonn, Rheinbühne Thomas Gsella
05.05.2024 Magdeburg, Factory Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
06.05.2024 Hannover, Pavillon Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
06.05.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner