Humorkritik | Juli 2008

Juli 2008

Python-Philosophie

Erst im Jahr 2006, auf dem Münchner Filmfest, hat Terry Gilliam, so wird mir zugetragen, in einer öffentlichen Diskussion erfahren, daß Deutschland, was die DVD-Version betrifft, noch »Flying Circus«-loses Land ist. Inzwischen – siehe TITANIC 1/2008 – ist der Python-TV-Geniestreich hierzulande erschienen, ebenso die Vorgängerserien »At Last the 1948 Show« (mit Cleese und Chapman) und »Do Not Adjust Your Set« (mit dem Rest; siehe Humorkritik spezial in TITANIC 2/2008). Die beiden deutschen Episoden nebst einigem Live-Material (die Reunion in Aspen 1998 etwa) gibt’s freilich nach wie vor nur in Übersee.

 

Dort, in den USA, ist nicht nur die Python-Philologie fortgeschritten; mit dem Band »Monty Python and Philosphy. Nudge Nudge, Think Think!« (Open Court Pub Co.), herausgegeben von Gary L. Hardcastle und George A. Reisch, ist auch das Denken in und um und um Python herum zu schöngeistig-intellektuellen Ehren gekommen. Von Monty Python aus die Philosophie und von der Philosophie aus Monty Python zu verstehen: nichts weniger haben sich die Autoren der insgesamt zwanzig Essays vorgenommen. Und von Mr. Creosote über Brian zu den deutschen Philosophen im Fußballspiel, mit Buddhismus, Theologie und Existentialismus, inklusive Pascal, Nietzsche und einer Menge Wittgenstein wird die Frage nach dem Sinn des ­Lebens auf vielfältige Weise beantwortet.

 

Freilich ist dieses Buch vor allem eine Antwort darauf, wie ein komisches Thema adäquat behandelt werden sollte: Mit seriösem Witz, mit ironischer Ernsthaftigkeit ­gehen die Autoren an ihre Themen heran. Nicht nur ist damit die Begeisterung für ­ihren Gegenstand offensichtlich (was in der drögen deutschen universitären Fachlite­ratur völlig fehlt), sie stechen auch direkt in ihr Fachgebiet hinein: Wie sonst könnte die ­pythonsche Dekonstuktion des Üblichen ­besser illustriert werden, als wenn einer seitenlang seinen ursprünglich angedachten thematischen Ansatz beschreibt, weshalb er ihn verworfen hat, wie er dann einen Zufalls­aufsatzgenerator im Internet seine Arbeit machen lassen wollte, um dann aber doch ­etwas Vernünftiges zu schreiben – weil ihm die Herausgeber per Mail ein Extrahonorar versprachen, wenn sich das Buch gut verkauft. Ein anderer suchte die Inspiration ­direkt bei einem höheren Wesen, das Gott oder auch Brian sein könnte. Nur die Queen – trotz sorgfältig dokumentierter Anfrage – wollte keine Gedanken beitragen. Hardcastle und Reisch versprechen aber für den zweiten Band (der bei Riesen-Riesenerfolg des ­ersten erscheinen wird): Prince Charles.

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Aha bzw. aua, Voltaren!

Das wussten wir gar nicht, was da in Deiner Anzeige steht: »Ein Lächeln ist oft eine Maske, die 1 von 3 Personen aufsetzt, um Schmerzen zu verbergen. Lass uns helfen. Voltaren.«

Mal von der Frage abgesehen, wie Du auf die 1 von 3 Personen kommst, ist es natürlich toll, dass Du offenbar eine Salbe entwickelt hast, die das Lächeln verschwinden lässt und den Schmerz zum Vorschein bringt!

Gratuliert salbungsvoll: Titanic

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

 Warum, Internet?

Täglich ermöglichst Du Meldungen wie diese: »›Problematisch‹: Autofahrern droht Spritpreis-Hammer – ADAC beobachtet Teuer-Trend« (infranken.de).

Warum greifst Du da nicht ein? Du kennst doch jene Unsichtbar-Hand, die alles zum Kapitalismus-Besten regelt? Du weißt doch selbst davon zu berichten, dass Millionen Auto-Süchtige mit Dauer-Brummbrumm in ihren Monster-Karren Städte und Länder terrorisieren und zum Klima-Garaus beitragen? Und eine Lobby-Organisation für Immer-Mehr-Verbrauch Höher-Preise erst verursacht?

Wo genau ist eigentlich das Verständlich-Problem?

Rätselt Deine alte Skeptisch-Tante Titanic

 Hej, Gifflar!

Du bist das Zimtgebäck eines schwedischen Backwarenherstellers und möchtest mit einer Plakatkampagne den deutschen Markt aufrollen. Doch so sehr wir es begrüßen, wenn nicht mehr allein Köttbullar, Surströmming und Ikeas Hotdogs die schwedische Küche repräsentieren, so tief bedauern wir, dass Du mit Deinem Slogan alte Klischees reproduzierst: »Eine Schnecke voll Glück«? Willst Du denn für alle Ewigkeiten dem Stereotyp der schwedischen Langsamkeit hinterherkriechen? Als regierten dort immer noch Sozialdemokraten, Volvo und Schwedenpornos?

Damit wirst Du nie der Lieblingssnack der Metropolenjugend!

Sagen Dir Deine Zimt- und Zuckerschnecken von Titanic

 Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Während Ihrer Zeit im Aufsichtsrat bei Schalke 04 sollen Sie in der Halbzeitpause einmal wutentbrannt in die Kabine gestürmt sein und als Kommentar zur miserablen Mannschaftsleistung ein Trikot zerrissen haben. Dabei hätten Sie das Trikot viel eindrücklicher schänden können, als es bloß zu zerfetzen, Tönnies!

Sie hätten es, wie Sie es aus Ihrem Job kennen, pökeln, durch den verschmutzten Fleischwolf drehen und schließlich von unterbezahlten Hilfskräften in minderwertige Kunstdärme pressen lassen können.

Aber hinterher ist man immer schlauer, gell?

Dreht Sie gern durch den Satirewolf: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
05.05.2024 Bonn, Rheinbühne Thomas Gsella
05.05.2024 Magdeburg, Factory Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
06.05.2024 Hannover, Pavillon Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
06.05.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner