Humorkritik | November 2006
November 2006
Prof. Kartoffel erklärt die Welt
Wenn die billigen Deckel jener gewissen Eichborn-Geschenkbüchlein einem schon von weitem entgegengrölen: »Ablachen! Aber dalli!«, schließt unsereins ja instinktiv die Augen. Verständliche Reaktion, auch im Falle von »Professor Kartoffel: So funktioniert die Welt«.
Doch folgenschweres Versäumnis. Die 44 Abhandlungen über Phänomene wie Kühlschrank, SMS, Arschgeweih, Gurkenmaske etc. bereichern den Fundus aus der Feder von Vordenkern wie Heino Jaeger, Ror Wolf, Eugen Egner etc. durchaus um eine eigene Handschrift. Nicht nur, daß Prof. Kartoffel (alias Hans Kantereit) probate Tips gibt, beispielsweise den zum Thema »Anmache«: »Wenn Sie eine besonders kleine Wohnung haben …, dann versuchen Sie es doch mal so: ›Wenn wir zu Hause sind, kann es passieren, daß ich alsbald versuchen werde, meinen Penis in Ihre Scheide einzuführen. Auf diese Art gewinnen wir wenigstens ein paar Zentimeter umbauten Raum zurück.‹« Und nicht nur, daß Latte Macchiato als »Votzen- und Vötzerichgesöff« klassifiziert oder daß Kulturneulingen empfohlen wird, »absolvierte Opernwerke… sorgfältig in den Impfpaß ein(zutragen)«: der Clou nämlich bei all dem Nonsens besteht darin, daß die Sätze jener Piècen in freien Rhythmen komponiert sind. Anfangs merkt man’s kaum, doch fortan ist man für die Welt verloren: Man sucht nicht mehr ihren Sinn, sondern findet ihren Rhythmus, und heureka!, basta!, fidibus!, mehr hat sie ja eh nicht zu bieten. Und was will man denn auch sonst?