Humorkritik | November 2006
November 2006
Bierhumor usw.
Bierhumor ist das Hinterletzte und müßte so langsam aber sicher von der Uno geächtet werden. Ob Bieraphorismen, Bierwitze oder launige Brauerlyrik und -prosa auf Bierdeckeln und Getränkekarten, stets weht einen der Mief des verpilzt Lustigen, des zwanghaft Gutgelaunten an.
Ein neuerliches Indiz für diese unumstößliche Wahrheit schien ich kürzlich auf der Speisekarte des ziemlich hervorragenden Brauhauses Vetter in der Heidelberger Steingasse gefunden zu haben, wo man mit dem »Vetter 33« nicht nur das nach Stammwürze stärkste Bier der Welt ausschenkt, sondern unter dem augenzwinkernden Rubrum »Die Gaudi am Tisch« auch »25 Nürnberger Rostbratwürste« oder – huhu! – »25 Hühnerflügel in der Pfanne« aufzufahren gedenkt. O Gott, diese kreischende Ranschmeißerei! dachte ich, las jedoch trotz der kulinarischen Heiterkeitsdrohung weiter und stieß zum Thema »Brauerseminar« auf folgende Abhandlung:
»Als Brauermahl werden Ihnen zu Beginn Rettichplatten mit Wurstzipfeln und ofenfrischen Brezeln serviert. Danach bekommen Sie allerlei, was unsere Küche zu bieten hat, Haxe – Schnitzel – Fleischkäse – Nürnberger – usw., in der großen Pfanne mit Bratkartoffeln und Sauerkraut serviert. Zu guter Letzt Käsehäppchen aus der Privatsennerei Rutzhofen im Allgäu. Bier und Alkoholfreies so viel Sie brauchen! Pro Person EUR 40,–.«
Ich finde, es dürfte ruhig ein bißchen mehr sein. Wenn ich denn mit dem gargantuesken Lachen mal durch bin, ha! Ich weiß nicht, wie’s Ihnen geht, aber über das »usw.« – also, ich könnt’ mich immer noch wegschütten. Man reiche mir ein Minzblättchen!