Inhalt der Printausgabe

Dezember 2000


Humorkritik
(Seite 7 von 7)

Scherzböhnchen

Wer war der erste Dichter? "Dichter Nebel umwallte die Erde." Wie hieß der biblische Josef mit Nachnamen? "Josef Floh aus Ägypten." Wer war der kleinste Mann? "David, denn er stand in Gottes Hut." Mit der Erzeugung solcher Scherzfragen brachten sich Bollerwagenladungen von Theologiestudenten in den Ruf, voll göttlichen Humors zu sein. Friedrich Hebbel berichtet in seinem Tagebuch, daß die Zensur in Hamburg sich zunächst nur die Rätsel und Scharaden von den Zeitungen vorlegen ließ, nach einiger Zeit mußten die Redakteure aber auch die Auflösungen anschleppen.
Gebongt - aber was soll ich von dieser Geschichte halten: Da ließ sich ein Mann in einer Kneipenrunde vom Wirt genau neun Bohnen bringen. Er legte acht Bohnen fein nebeneinander. Die neunte Bohne plazierte er etwas weiter weg und fragte die neugierig Umsitzenden: "Welche historische Persönlichkeit ist das?" Man starrte die Bohnen an, man griff sich an den Kopf, man dachte nach. Keiner kam dahinter. Dabei ist die Lösung doch recht einfach. Der Scherzfrager deutete auf die eine, abseits zu liegen gekommene Bohne und rief triumphierend: "Bon-Aparte!" Klar, da hätten Dösbaddel aller Couleur auch selbst drauf kommen können. "Bon-Aparte!" So einfach läßt sich der "Weltgeist zu Pferd" (Hegel), der ja nur 1,51 Meter maß, darstellen.
Das ist jedoch nicht alles, denn mit neun Linsen klappt die Sache auch. Einer der Gäste aus besagter Kneipenrunde hat die Sache bei einer anderen Gelegenheit nachgestellt. Er verlangte vom Wirt neun Bohnen, der hatte aber nur Linsen. Also legte der Mann neun Linsen in besagter Formation auf den Tisch. "Welche historische Person ist das?" Niemand kam darauf, bis der Mann die Lösung enthüllte: "Napoleon!" Ich kann, das will ich zugeben, eigentlich über die beiden Teile dieses Scherzfragenwitzes nicht so richtig lachen - wahrscheinlich, weil ich krampfhaft überlege, mit welcher Sorte Hülsenfrucht der Witz noch geht.




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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Hej, Gifflar!

Du bist das Zimtgebäck eines schwedischen Backwarenherstellers und möchtest mit einer Plakatkampagne den deutschen Markt aufrollen. Doch so sehr wir es begrüßen, wenn nicht mehr allein Köttbullar, Surströmming und Ikeas Hotdogs die schwedische Küche repräsentieren, so tief bedauern wir, dass Du mit Deinem Slogan alte Klischees reproduzierst: »Eine Schnecke voll Glück«? Willst Du denn für alle Ewigkeiten dem Stereotyp der schwedischen Langsamkeit hinterherkriechen? Als regierten dort immer noch Sozialdemokraten, Volvo und Schwedenpornos?

Damit wirst Du nie der Lieblingssnack der Metropolenjugend!

Sagen Dir Deine Zimt- und Zuckerschnecken von Titanic

 Warum, Internet?

Täglich ermöglichst Du Meldungen wie diese: »›Problematisch‹: Autofahrern droht Spritpreis-Hammer – ADAC beobachtet Teuer-Trend« (infranken.de).

Warum greifst Du da nicht ein? Du kennst doch jene Unsichtbar-Hand, die alles zum Kapitalismus-Besten regelt? Du weißt doch selbst davon zu berichten, dass Millionen Auto-Süchtige mit Dauer-Brummbrumm in ihren Monster-Karren Städte und Länder terrorisieren und zum Klima-Garaus beitragen? Und eine Lobby-Organisation für Immer-Mehr-Verbrauch Höher-Preise erst verursacht?

Wo genau ist eigentlich das Verständlich-Problem?

Rätselt Deine alte Skeptisch-Tante Titanic

 Ganz schön kontrovers, James Smith,

was Du als Mitglied der britischen Band Yard Act da im Interview mit laut.de vom Stapel gelassen hast. Das zu Werbezwecken geteilte Zitat »Ich feiere nicht jedes Cure-Album« hat uns jedenfalls so aufgewühlt, dass wir gar nicht erst weitergelesen haben.

Wir mögen uns nicht ausmalen, zu was für heftigen Aussagen Du Dich noch hast hinreißen lassen!

Findet, dass Provokation auch ihre Grenzen haben muss: Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg