Inhalt der Printausgabe
Dezember 2000
Humorkritik
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Adornos Olympiade |
Man kann sich fragen, ob der Coubertinsche Globalunfug der Olympischen Spiele rund um "Trottel-Trainer" (Bild) und "Schwimm-Zicken" (Bild) per bloßer Existenz komisch ist - als standhaft sinnlose, alle vier Jahre zwei Wochen lang praktizierte Muskel- und Hirnverkrampfung in hunderterlei sog. "Disziplinen" und "Wettkämpfen". Die Gewichtheber immerhin bringen, reißen sie 215 Eisenkilos über die maroden Schädel, eines W. C. Fields würdige Visagen zuwege. Daß der Rest der kürzlich zu Sydney vereinten androgynen Elite, aus eigenem Entschluß oder auf Geheiß des kirren Weltgeistes, die letzten Schrauben lockerte, scheint mir jedoch ein unanfechtbarer Beweis für die stählerne Witzlosigkeit des "Homo nichtsosapiens" (K. Sokolowsky) zu sein. Dankbar lachen mußte ich deshalb, daß am 23. September der ZDF-Reporter Michael Pfeffer zwecks taktisch-strategischer Erläuterung des Faustkampfes zwischen dem US-amerikanischen Weltmeister Ricardo Juarez und dem oderdeutschen Vertreter Frank Huste sprach: "Frankfurter Schule, das heißt: aus der Distanz zu boxen." Huste übrigens verlor nach Punkten. Der Risaer Gewichtheber Marc Huster büßte gleichen Tags die Goldmedaille gegenüber dem griechischen Konkurrenten Pyrros Dimas: wegen 16 Gramm Mehrgewicht. Wäre er mal "identisch" (Adorno) gewogen gewesen, hüstel, hüstel. |
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