Überschätzte Lebensmittel (XXVIII)
Heute: Olivenöl
Schmuddelig, stinkend, eigentlich nicht verkehrsfähig: Olivenöle sind die Fernbusbahnhöfe unter den Speisefetten! Wie die Stiftung Warentest soeben herausgefunden hat, taugen die meisten Öle der Güteklasse Nativ-Extra mit einem Literpreis zwischen 5 und 15 Euro wegen ihres "ranzigen, stichigen und torfigen Geschmacks" nicht zum Verzehr. Aber warum schmeckt das eigentlich sonst niemand? Warum werden die "schlammigen", "schimmligen" und "schändlich bitteren" Geschmacksnoten in allen Schichten widerstandslos geschluckt? Warum wird über die "gruftigen", "gruseligen" und sogar "grauenhaft öligen" Noten des Kaltgepreßten geschwiegen? Warum lädt die werte Kundschaft das giftgrüne Gift vom Mittelmeer unverdrossen weiter in ihre Einkaufskörbe und auf ihre Teller?
Das Geheimnis sei enthüllt: Weil alle denken, das muß so! Stichwort "bittere Medizin". Olivenöl gilt als gesund, bürgt als wichtigstes Element des mediterranen Ernährungsstils angeblich für langes Leben und Gefäße ohne Cholesterinverstopfung. Außerdem wird ein irrer kulinarischer Kult darum gemacht. Weißt du: Stück Weißbrot, grobes Meersalz, paar Tropfen Olivenöl für 90 Euro pro Liter = aaah! Perfekter einfacher Genuß! Aber schmeckt trotzdem scheiße! Von den mafiösen Herstellungsbedingungen wollen wir gar nicht erst anfangen. Oder doch, warum nicht: Ein Gutes hat die notorische Panscherei nämlich. In vielen der getesten Olivenöle finden sich reichliche Zugaben von Mineralölen. Das wertet sie deutlich auf – in Türscharnieren und Fahrradnaben sind sie bestens aufgehoben.
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