Reiseziele, die Sie komplett vergessen können
Brasilien. Das südamerikanische Riesenland besteht überwiegend aus Sojafeldern, Viehweiden und (noch) zu drei Vierteln aus undurchdringlichem Dschungel voller ekligem Getier, giftigen Schlingpflanzen und FKK-Liebhabern, die mit Pfeil und Bogen Jagd auf Hubschrauber mit Pendelsägen machen. Statt aber die grüne Hölle samt ihren bekloppten Bewohnern auch weiterhin einfach sich selbst zu überlassen, beschloß die Regierung in den fünfziger Jahren, die Hauptstadt ins Landesinnere zu verlegen. Bedauerlicherweise wurde dieser Plan nur halbherzig umgesetzt, Rio liegt schließlich immer noch am Atlantik. Nach Plänen des Stararchitekten Oscar Wehmeyer wurde Brasilia, eine autogerechte Billigversion aus Beton, aus der brütenden Steppe gestampft. Der lebensfrohen Karnevalshochburg an der Küste blieb nur die Copa Cabana, das kontinentale Strandfußballturnier (vergleichbar mit der Champions-League) sowie der internationale Diabetikerkongreß, der einmal jährlich in einem drittklassigen Zwei-Sterne-Hotel am Fuße des Zuckerhuts tagt. Seit einigen Jahren erfreut sich das Land einer soliden wirtschaftlichen Scheinblüte. Auf den gemütlichen Lula da Silva folgte leider nicht, wie in diesem Teil der Welt eigentlich üblich, eine mustergültige Militärdiktatur mit einer Politik des Forderns und Folterns, sondern das Mannweib Dildo Rousseff, der fleischgewordene Wasserwerfer zum Durchdrücken der Fußball-WM. Enorme Wachstumsraten, wo man hinsieht. Megastädte wie São Paulo wuchern schon bedrohlich nah an die Monokulturen heran, der Regenwald wird munter weiter abgeholzt und in Bolzplätze oder Tannenschonungen umgewandelt. Und auch die Mittelschicht ist kräftig gewachsen. Mittlerweile ist sie schon so breit wie ein Salatblatt auf einem doppelten Big Mac. Wer reich ist, lebt am Stadtrand der Monsterstadt hinter zehn Meter hohen Mauern, Hundelaufgängen, Panzersperren und Minengürteln. Zum Einkaufen fliegt man mit dem Learjet ins Zentrum oder bestellt gleich im Internet, natürlich – man ist ja Patriot – bei Amazon. Geliefert wird frei Haus, per Todesschwadrohne, versteht sich.
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