Martin Walser zum 80. – Die geheimen Tagebücher (2)
24.3.75 Sarn.
Wenn es Schatten gäbe, gäbe es keine Sonne. Na ja. Vielleicht so: Wenn es den Tag gäbe, gäbe es keine Nacht. Klingt auch doof. Wenn es Flüsse gäbe, gäbe es keine Bäche. Hä? Ach, scheißegal, nehmen wir den: Wenn es Antworten gäbe, gäbe es keine Fragen. Das sollte reichen.
24.3.1989 Sarn.
Das Klo. So schmutzig. Schande. Warum immer ich? Aber dann. Putzen. Sauber jetzt. Unsereins ist ja im Reinemachen geübt.
Der Hund hat gepupt.
24.3.1994
Tante Käthe ruft an.
Wenn man den Fluß immer gegen den Strom entlangläuft, steht man irgendwann auf dem Trockenen. Ich leide. Wo ist der Magenbitter? Oder soll ich etwa schon wieder Siegfrids Schnöselplörre saufen?
Eine Taube fliegt auf einen Ast.
24.3.1997
Früher waren immer andere 70, jetzt bist du es. Siegfried müffelt etwas. Dann die Reden. Alle wollen immer zurückblicken, alle wollen immer, dass ich mich erinnere, ein einziger Ritus. Notieren, kann man vielleicht mal was draus machen. Warum haben die alle solche Hakennasen?
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